Provenzalische Weihnachtsidylle
Santon-Markt in Les Taillades, November 2024
Es weihnachtet schon. Bei einem endlos blauen Himmel und sonnigen Temperaturen von immer noch über 20 Grad ist das schwer zu glauben. Aber der Kalender sagt klipp und klar: In knapp sechs Wochen ist Heiligabend. Auch in der Provence… Und an diesem sonnigen Novembersonntag bekommen wir den ersten Vorgeschmack darauf in Les Taillades beim 7. Salon für Krippen und ihrem Interieur.
Einladung zum Tasten und Schnuppern
Domaine de la Citadelle, Ménerbes, Oktober 2024
Wenn es einen Ort gibt in der Provence, der genau so ist, wie die Menschen sich ein provenzalisches Dörfchen vorstellen, dann ist das wohl Ménerbes. Denn fast jeder hat in den 1980er Jahren Peter Mayle und sein „Jahr in der Provence“ gelesen. Danach war es dort lange Zeit mit der südfranzösischen Ruhe vorbei. Dennoch: Ménerbes gehört zu den schönsten Dörfern im Luberon – mit vielen schönen Winkeln und Ecken. Dazu gehört die Domaine de la Citadelle – ein biologisch bewirtschaftetes Weingut, das der Filmproduzent Yves Rousset-Rouard 1989 am Fuß von Ménerbes gegründet hat. Rousset-Rouard, der vor zwei Jahren das Weingut mit allem Drum und Dran verkauft hat, war auch viele Jahre Bürgermeister in Ménerbes. Der Wein war seine eine Leidenschaft. Als er dann über dem Herrenhaus sechs im Wald verborgene Trockensteinmauern aus dem 18. Jahrhundert wiederentdeckte, erfüllte er sich einen weiteren Traum: Er schuf einen wunderschönen botanischen Garten – ein toller Geheimtipp für alle, die die Schönheit der Natur und ihre Stille suchen.
Rund um den Silberturm
Tage des europäischen Kulturerbes, L'Isle sur la Sorgue, September 2024
Die Menschheitsgeschichte ruht zu unseren Füßen. Eine Kulturschicht über der anderen: Neue Siedlungen wurden einst auf alten Grundmauern, über Schutt und Müll gebaut. Die Reste, die sich erhalten haben, geben heute Rätsel auf und mit Glück auch Aufschluss über Vergangenes. Umso spannender also, wenn es hin und wieder kleine Gucklöcher gibt auf frühere Jahrhunderte, auf die Spuren all jener, die vor uns waren. So ein Guckloch hat sich gerade in L’Isle sur la Sorgue mitten in der historischen Altstadt aufgetan, gleich neben dem neuen Kino. Und zum Tag des europäischen Kulturerbes durften Interessierte ein paar Blicke darauf werfen.
Die Rätsel des Alltags
L'Isle sur la Sorgue, August 2024
Das Leben stellt uns viele Fragen, und nicht immer wissen wir gleich eine Antwort. Woher komme ich? Wohin führt mein Weg mich noch? Wie gehen die Wahlen in den USA aus? Bleibt St. Pauli in der Ersten Bundesliga? Und wohin sind rund 50 Spülmaschinentabs entschwunden, wenn sie nicht mehr an ihrem Platz sind? Spülmaschinentabs? Ja, auch das ist ein Rätsel. Aber das muss natürlich erklärt werden.
Ein wohl gehüteter Schatz der Louise Bourgeois
Bonnieux, Anfang August 2024
Ihren Namen verbinden viele Menschen mit Spinnen. Mit großen Spinnen! Maman heißt die größte Plastik aus der Spinnenserie – Mama. Über neun Meter groß, mit spiddeligen Beinen – es ist eine Hommage an die eigene Mutter. Was, wenn man sich mit Louise Bourgeois (1911-2010) beschäftigt, gar nicht mehr so seltsam klingt: Die vielseitige Künstlerin ist bekannt dafür, dass sie ihre intimsten Neurosen, ihre Familientraumata, Verletzungen, Wunden und Ängste in universelle Sprache, in Kunst übersetzt hat. Werke von Louise Bourgeois finden sich heute in allen großen Museen der Welt. Und ein kleiner, wohl gehüteter Schatz ist in Bonnieux im Luberon verborgen – er öffnet nur für wenige Sommerwochen im Jahr seine Türen für Besucher.
So schmeckt die Provence
L'Isle sur la Sorgue, Juli 2024
Die französische Küche ist eine Klasse für sich. Aber um köstlich zu essen, braucht es keine langen und komplizierten Rezepte: Die einfachsten Dinge sind doch oft die besten, und das gilt wohl für die Küchen aller Kulturen. Einfacher geht es nicht an einem heißen Sommertag unter einer schattigen Pinie: ein (vielleicht noch warmes) Baguette, Käse, ein paar Oliven, ein Glas kalten Rosé! Und natürlich eine Tapenade: Die köstliche Olivenpaste mit Kapern und Sardellen ist der Geschmack schlechthin der Provence.
Im Highspeed durch eine Wunderwelt
In den Calanche di Piana, Korsika, im Juni 2024
Manchmal fehlen die Worte. Wenn das Meer zu blau ist, der Himmel so endlos, der Moment so tief. Die Möwen über dem Boot kreischen und man versteht plötzlich, was es heißt, die Seele schlägt Purzelbäume. Die Felsen, an denen wir mit dem Boot vorbeitreiben, winken uns ein letztes Mal wie sagenhafte verschrobene Wesen aus dem Wasser zu. Und dann ist er schon vorbei, dieser Moment. „Schreibt doch bitte eine gute Bewertung“, sagt Jéjé, der Skipper, und steuert wieder zurück in den Hafen. Was sollte man sonst schreiben über diesen Bootsausflug zu den Calanche di Piana auf Korsika?
Olympischer Funkenschlag
L'Isle-sur-la-Sorgue, 19. Juni 2024
Das olympische Feuer erreicht am Mittwoch, 19. Juni, die Provence. Die Reise durch das Departement Vaucluse führt von den ockerfarbenen Steinbrüchen in Rustrel nach Apt. Um 11.30 Uhr startet die nächste Etappe in L’Isle-sur-la-Sorgue. Also bei uns! Startpunkt: am Campingplatz. 3,3 Kilometer wird die Flamme von 16 verschiedenen Läufern einmal rund ums alte Zentrum der Stadt getragen. Ein Ereignis der Sportgeschichte, das wir nicht verpassen wollen.
Der Hahn im Korb
L'Isle sur la Sorgue, Mai 2024
Habe ich schon einmal von Oscar berichtet? Ich glaube nicht. Oscar ist unser Neuzugang auf der Hühnerwiese. Allerdings ist er kein Hahn, sondern eine Gans. Und somit haben wir seit einem Dreivierteljahr neben unserem Hund einen Ganter, der uns jeden fremden Besuch meldet.
Der Welt entückt
Villeneuve-lès-Avignon, April 2024
In einer Welt, die immer verrückter zu werden scheint, ist der Gedanke vielleicht gar nicht so abwegig: Allem den Rücken zu kehren, um nur mit sich selbst und mit Gott zu leben. Schon zu allen Zeiten gab es Eremiten. Die abendländische Kultur ist geprägt von Menschen, die sich bewusst für das Leben in der Einsamkeit, für Stille und Besitzlosigkeit entschieden, für einen Weg nach innen. Ein Beispiel dafür ist der Kartäuserorden, 1084 von hl. Bruno gegründet. Wie das Leben in einer Kartause ausgesehen hat, kann man auf schönste Weise in Villeneuve-lès-Avignon studieren: in der Chartreuse du Val de Bénédiction.
Eine besondere Leidenschaft
Avignon, März 2024
Was mache ich hier eigentlich? Ich stehe im Staub und um mich herum: Autos. Alte, neue, große, kleine. Und viele, viele Autofans. Ich gehöre, um es gleich zu sagen, eigentlich nicht dazu. Ich mag alte Wagen wenn sie schön sind, und ansonsten Autos, die fahren. Und nun stehe ich inmitten der Automesse „Motor Passion“ in Avignon und staune über eine Welt, die in meinem Leben bisher nicht so wirklich vorkam.
Aus der Tiefe entspringt ein Fluss
Fontaine-de-Vaucluse, März 2024
L’Isle sur la Sorgue ist, wie der Name sagt, eine Insel in der Sorgue. Die Sorgue, das ist ein majestätischer Fluss, der durch wunderschöne Dörfer der Provence fließt und die Entwicklung und den Reichtum der Region maßgeblich mitbestimmt hat. Der Fluss versprüht immer eine kühle, frische Energie, das reine und klare Wasser hat zu jeder Jahreszeit eine konstante Temperatur von rund 13 Grad. Denn nur wenige Kilometer vor L’Isle sur la Sorgue erblickt die Sorgue das Licht der Welt: Der Fluss entspringt aus einer Tiefe in Fontaine-de-Vaucluse. Und dieser Ort bietet, je nach Jahreszeit und Wetterverhältnissen, ein besonderes Schauspiel.
Was alte Gräber erzählen
Robion, Februar 2024
Der letzte Weg eines Menschen, er führt, traditionsgemäß, auf einen Friedhof. Südfranzösische Friedhöfe sehen ein bisschen anders aus als deutsche. Grüne Pflanzen und frische Blumengestecke sind – vielleicht wegen des Klimas – eher selten. Stattliche Schreine, steinerne Gedenktafeln, Blumengestecke aus Porzellan und monumentale Grabplatten aus Marmor oder Granit dominieren. Die kleinen Gedenktäfelchen werden oft mit Fotos der Verstorbenen geschmückt, mit Herzen und Bibelsprüchen. Der alte Friedhof in Robion ist so ein Friedhof, der zu einem besonderen Spaziergang durch die alte Zeit einlädt: Dort erzählen die verwitterten Grabsteine auf ihre Weise von den Verstorbenen, von ihren Berufen und Vorlieben, von ihrem Leben.
Der Weg
L'Isle sur la Sorgue, Januar 2024
Wer das Leben als Reise versteht, ist immer auf einem Weg. Manchmal ist es ein Pfad, eine mit Kopfstein gepflasterte Gasse, manchmal eine mit stolzen Bäumen bewachsene sonnige Allee, manchmal ein Trampelpfad im Gras, dann wieder eine vielspurige Autobahn. Mal ist der Weg eben und gerade, mal kurvig oder steil. Es geht hinauf, es geht hinunter – und das nennt man Leben. Solche Gedanken kommen mir morgens, wenn ich mit meinem Hund meine übliche Gassirunde drehe durch den Chemin du Canal. Chemin, also Weg… aber dieser Weg erfordert höchste Aufmerksamkeit.
Die Kindergräber von Saint-Pantaléon
Saint-Pantaléon, Januar 2024
Die schönsten Geschichten fallen einem völlig unerwartet vor die Füße. Oder man stolpert über sie. Die Felsengräber von Saint-Pantaléon sind ein Beispiel dafür. An den Hinweisschildern auf die nécropole rupestre war ich schon häufiger vorbeigekommen, ohne mir darunter konkret etwas vorstellen zu können. An einem sonnigen Tag hatten wir Zeit und folgten den Schildern eher spontan bis zur Kirche von Saint-Pantaléon. Eine spannende Entdeckung.
Pappkunst in alten Gemäuern
Avignon, Dezember 2023
Ein Adventssonntag in Avignon. Avignon – da denkt man an die berühmte Brücke. Oder an den Spatz, an Mireille Mathieu - jedenfalls die älteren unter uns. Geschichtsversierte verbinden Avignon mit den Päpsten, die im Mittelalter für rund 70 Jahre in der Provencestadt residierten und von dort aus die Politik der katholischen Kirche steuerten… Am Papstpalast kommt man jedenfalls nicht vorbei, wenn man in Avignon ist. Wie ein riesiger steinerner Fingerzeig ragt er über die Häuser hinaus zum Himmel. Und an diesem sonnig-blauen Sonntag blicken wir mal wieder hinter das gewaltige Mauerwerk.
Das erste eigene Olivenöl
Le Thor, November 2023
Die Provence steht für Lavendel, Rosé, Trüffel – und natürlich für Oliven. Jetzt ist die Zeit, dass die schwarzen und grünen Früchte reif sind und geerntet werden. Auch unser kleines Olivenbäumchen im Garten hat für seine Verhältnisse reichlich Oliven getragen - 500 Gramm, grob geschätzt. Dabei von Ernte zu sprechen, wäre wohl vermessen, die Oliven waren in zehn Minuten gepflückt. Und deshalb konnten wir nicht nein sagen, als wir eingeladen wurden, den übervollen Olivenbaum einer Bekannten leer zu pflücken. Denn ja - es gibt sogar Provenzalen, die der gesunden Steinfrucht nichts abgewinnen können.
Gänsehaut im antiken Theater
Orange, November 2023
Zwei Jahrtausende machen den Unterschied. Vor rund 2000 Jahren, ab dem frühen 1. Jahrhundert n.Chr., eroberten Dichter und Schauspieler, Zirkusartisten und Pantomimen die Bühne in dem römischen Theaterbau in Orange und präsentierten ihre Kunst, ihr Können. Dank der hervorragenden Akustik war jedes Wort noch auf den höchsten Rängen zu hören. Heute, in der Ruine des antiken Theaters, geistern dagegen Lichter und Bilder über die Bühnenwand und die Besucher tragen modernste Kopfhörer, um eine akustische und visuelle Lichtshow zu erleben. Willkommen im 21. Jahrhundert.
L'Odyssée sonore (Die klingende Odyssee) heißt dieses nächtliche Kulturabenteuer, das mit großen Worten beworben wird: „Sie werden durch wunderbare und fantastische Landschaften reisen und Gottheiten und mythologischen Figuren begegnen. Dieses monumentale Videomapping, das auf das gesamte antike Theater projiziert wird, wird von einem unvergleichlichen Eintauchen in den Klang begleitet, dank eines räumlichen und geolokalisierten High-Definition-Audiokopfhörers. Sensationen und Gänsehaut garantiert!“, so die Ankündigung. Ein Vergnügen, das wir uns nicht entgehen lassen wollten.
Begegnung mit einer Heiligen
Sainte-Maximin-la-Sainte-Baume, September 2023
Sie ist Heilige, Sünderin, Prostituierte und Büßerin, Jüngerin Jesu, seine Gefährtin, seine Geliebte, Zeugin seiner Kreuzigung, seines Todes und seiner Auferstehung – von kaum einer biblischen Figur existieren so viele unterschiedliche, gegensätzliche Bilder wie von Maria Magdalena. Seit frühester Zeit ranken sich die Legenden um sie. Dass die Frau aus dem Dorf Magdala am See Genezareth ihren Lebensabend in Südfrankreich verbrachte, ist eine französische Variante dieser Heiligenerzählungen. Demnach liegen ihre sterblichen Überreste in der Provence begraben, in Saint-Maximin-la-Sainte-Baume.
Lavendelseife mit Herzchen
Puyricard, Ende August 2023
Wenn man ein Sommerkind ist, bekommt man zum Geburtstag Sommergeschenke. In diesem Jahr war ein Gutschein für einen Lavendelseifen-Workshop in Aix-en-Provence dabei. Lavendelseifen selber gestalten, wie schön! Mal was ganz anderes. Leider war jedoch die Hitze dieses Sommers so ermattend, dass wir selbst etwas lahm wurden. Und so kamen wir nun ein paar Tage zu spät zu unserem Workshop: Der Lavendel auf dem Landgut Ugo war schon am 22. August abgeerntet worden. Nicht lilablau, sondern struppig-grün präsentierten sich die Reihen der Büsche, die sich auf der Plantage bis zum Horizont hinzogen. Es fehlte ein bisschen das romantische Lavendelpanorama, dafür lag ein betörender Lavendelduft in der Luft. Und auch sonst ist das Landgut Ugo, in Puyricard rund fünf Kilometer vor den Toren von Aix-en-Provence gelegen, ein wunderschöner Ort.
Sternschnuppennacht
L'Isle sur la Sorgue, 13. August 2023
Nicht lang schnacken, Kopp in Nacken! Sagt man in Norddeutschland, wenn der Schnaps die Runde macht: …und dann mal Prost! Daran muss ich denken, während wir in dieser warmen Augustnacht im Garten sitzen und mit dem Kopf in den Sternen sind. Denn selten sollen Sternschnuppen so schön zu sehen sein wie rund um den 12. August: Der Sternschnuppen-Regen der Perseiden ist zu Besuch. Dann muss man einfach mal geduldig sein und den Kopf in den Nacken legen.
Auf gute Nachbarschaft
Fête des voisins, L'Isle sur la Sorgue, Juli 2023
Wer kennt schon alle seine Nachbarn? Rechts und links von uns die beiden älteren Ladies, ja, mit denen teilen wir nicht nur die Ernte aus unseren Gärten, sondern auch so manches Abendessen. Aber von dem Haus ein bisschen weiter die Straße runter sehe ich immer nur die beiden Hunde, die durch die Sichtschlitze der Mauer gucken. In dem großen verwilderten Grundstück gegenüber bellt ein kleiner Hund, und manchmal huscht eine ältere Frau durch die Büsche, die schüchtern grüßt. Dort gegenüber wohnt ein ehemaliger Lastwagenfahrer, der nun in Rente ist, ein großer kantiger Mann, der viel im Garten arbeitet und mich schon bei meinem ersten Spaziergang in ein Gespräch verwickelte. Er hat früher vor allem Joghurt transportiert und war mal Lastwagenfahrer des Jahres, und unter uns nennen wir ihn auch so, Er liebt seinen Garten über alles, ebenso wie seine zierliche kleine Frau, an deren wohl prononciertem Französisch ich mich immer erfreue.
Im Saint-Tropez der Kultur
Lacoste, Juli 2023
Sonntagsausflug nach Lacoste. Während in L’Isle-sur-la Sorgue der Sonntagsmarkt für volle Straßen sorgt, die Geschäfte geöffnet haben, das Leben pulsiert in den Cafés und Restaurants, ruht das kleine Bergdorf ruhig und still in sich. Mittelalterliche Steinhäuser, die sich auf einem Hügel zusammenkuscheln, unverputzter heller Kalkstein, enge Gassen und grobes Kopfsteinpflaster, überragt von einer alten Schlossruine: So stellt man sich das klassische malerische Provencedorf vor. Ein Traumdorf – und so fühlt es sich auch an: nicht ganz im Leben. Künstlich. Und um Kunst in vielerlei Hinsicht geht es heute in Lacoste. Und auch bei uns an diesem Tag. Um die Kunst der Mode, genauer gesagt. Die Namen bekannter Modeschöpfer stehen auf unserem Programm.
Eine „wundervolle“ Geschichte
Le Beaucet, Juli 2023
Der Wolf ist wieder da. Nicht nur in Märchen und Geschichten, sondern ganz real. In Frankreich war er seit den 1930er Jahren ausgerottet, nun ist er wieder heimisch. An die 600 Wölfe sollen es inzwischen landesweit sein. Und mit ihnen kommen uralte Ängste der Menschen wieder hoch. 11 000 gerissene Schafe wurden 2017 gezählt. Schäfer protestieren, die ersten Wölfe dürfen deshalb schon wieder abgeschossen werden. Eine ewige Geschichte. In der Provence verbindet sich die historische Erinnerung an den Wolf auch mit der legendären Geschichte eines Volksheiligen: Saint Gens. In dem kleinen Bergdorf Le Beaucet ist der Volksheilige allgegenwärtig.
Unruhe im Hühnerstall
L'Isle sur la Sorgue, Mai/Juni 2023
Das Leben ist ein Kommen und Gehen. Keine neue Erkenntnis, doch jede neue Erfahrung, die mich das lehrt, ist schmerzvoll und traurig – drei unserer Hühner sind im Laufe der Jahre nun schon von uns gegangen. Es war also an der Zeit, unsere Hühnergruppe etwas zu verjüngen. Unsere Neuzugänge heißen Fritzi, Gabi und Louise.
Von Hof zu Hof
In einem Pferdestall, bei einem Gemüsebauern, in einem Rosengarten - 30. April 2023
Sie fühlen sich mit der Natur verbunden, mit ihren Tieren, ihren Pflanzen, der Erde. Sie lieben ihre Arbeit und möchten ihre Begeisterung gerne teilen. Einmal im Jahr ist dafür Gelegenheit: Dann öffnen viele Hofbetreiber, Bauern, Tierzüchter, Winzer in Frankreich für zwei Tage ihre Türen für Publikum. „De ferme en ferme“ – von Hof zu Hof – heißt dieses Ereignis seit 30 Jahren, an dem sich in diesem Jahr 500 Höfe beteiligt haben.
Freiheit, Leben, Frieden
Im Camp des Milles, April 2023
Vielleicht ist es ein zutiefst menschliches Bedürfnis, sich seiner selbst und seines Standortes zu vergewissern. Zu markieren: Ich war hier. Etwas zu verewigen, was noch bleibt, wenn man selbst nicht mehr ist. Und so kratzen Menschen Namenskürzel in Schulbänke, sprühen Graffitis in S-Bahn-Tunnel und ritzen Herzen in Baumrinden. Ein Herz hat auch jemand an die Wand in einer alten Ziegelei im französischen Ort Les Milles gekratzt. Eine von vielen Spuren, die sich dort noch auf den Wänden finden.
Im roten Dorf
In Roussillon, März 2023
Wo die Provence am schönsten ist, da protzt sie mit Farben. Sie ist rot. Safrangelb und ockerbraun. Und orange. Die ganze Palette der Flammenfarben! Die Ockerbrüche leuchten schon von weitem, die brennend rote Erde ragt in bizarren Formen aus der Erde. Die Dörfer drumherum sitzen wie Adlerneste auf den Hügelspitzen, die Häuser glänzen wie rote Perlenglieder in der Sonne. Und als eines der schönsten Dörfer dort – und von ganz Frankreich – gilt Roussillon.
Hundebesuch
L'Isle sur la Sorgue, Februar 2023
Felix haben wir ihn genannt. Felix, der Glückliche. Ein kleiner Jack Russel. Ein sportlicher kleiner Krummbeiner, der auch nach vier Stunden Marsch über den Golfplatz voller Energie hinter uns her trabte. Einer, der mit sanften braunen Augen ganz schnell unsere Herzen erobert hat. Wir konnten gar nicht anders, als ihn mit nach Hause zu nehmen.
Porsche im Lüsterglanz
In der Lustrerie Mathieu in Gargas, Januar 2023
Es ist ein Abend voller Glanz und Licht. Unter blinkenden Kristallen unzähliger Kronleuchter strahlen die edelsten Oldtimer und die Augen der staunenden Besucher um die Wette. Kerzenschein erleuchtet die orangefarbenen Werkräume – die Lichter verdoppeln sich in deckenhohen Spiegeln an den Wänden und spiegeln sich in den polierten Karosserien der Sportwagen. Und mittendrin steht Régis Mathieu, der Mensch, der an diesem Ort außergewöhnliche Automobile mit prunkvollen Kronleuchter verbindet. Nicht in Paris, nicht in Marseille - sondern in Gargas. In einem kleinen Dorf in der Provence.
Der musikalischer Kronleuchter
Carpentras, 18. Dezember 2022
Wenn man trotz einer gewissen Anzahl von Lebensjahren plötzlich wieder zum Kind wird und fasziniert in den Himmel starrt, um weit oben Luftakrobaten unter einem gigantischen Kronleuchter zu bestaunen, während Musiker in eben jenem Leuchter, der in luftiger Höhe an einem Kran hängt, musizieren und anschließend ein riesengroßer Löwe namens Leo mit einer Riesen-Giraffe, einem Riesen-Affen anderen seltsamen Riesentieren auf einer Bühne tanzt, dann… ja dann ist wieder „ungewöhnliche Weihnachten“ in Carpentras.
Let it snow!
Ein Regentag in der Provence, 15. Dezember 2022
Es weihnachtet sehr in der Provence. Über der Sorgue, dem kleinen Flüsschen, das sich durchs Städtchen mäandert, sorgen Lichterketten für Zauberglanz; übergroße aufgeblasene Weihnachts- und Schneemänner schmücken Straßenecken und der große Kirchplatz wird über Lautsprecher mit amerikanischen Weihnachtssongs beschallt: „Let it snow, let it snow, let it snow!“ Vor den Supermärkten werden mittlerweile sogar Nordmanntannen verkauft, das ist neu. Das Radio spielt zwischendurch mal einen Weihnachtssong. Und auf dem Handy häufen sich die Nachrichten und Fotos aus der Heimat: „Guckt mal, hier hat es heute Nacht geschneit! Alles weiß!“ Ach… I’m dreaming from a white christmas…
Alle Jahre wieder
Eine provenzalische Weihnachtskrippe in L'Isle sur la Sorgue, Anfang Dezember 2022
Alle Jahre wieder baut Monique Borg ihre Krippe auf. In diesem Jahr hat die 70-Jährige damit schon Anfang November begonnen, um Ende November fertig zu sein. Drei Wochen hat sie jeden Tag stundenlang an ihrem neuen Werk gearbeitet. Das Ergebnis blinkt und glitzert und verwandelt ihr ganzes Wohnzimmer in eine provenzalische Miniaturlandschaft. Zu sehen bekommen diese Krippenwunderwelt allerdings nur Freunde, Bekannte und Nachbarn der Französin.
Wolkengucken
Isle sur la Sorgue, Oktober 2022
Den Wolken-Wertschätzungstag haben wir gerade verpasst. Am 16. September war er: Er will Menschen dazu ermutigen, einige Augenblicke lang die Schönheit des Himmels zu genießen. Denn dort, über unserem Kopf, tut sich ständig etwas! Mal springen Wattebäusche wie fröhliche Schäfchen am Horizont, mal ziehen Zirruswolken leichte Pinselstriche im Wind, mal türmen sich düstere Gewitterwolken drohend auf. Drachen, Engel und seltsame Wesen: Wolken schreiben eine eigene Sprache.
Französisches Kulturgut aus dem Automaten
Lancieux/L'Isle sur la Sorgue, Oktober 2022
Die Zeit der Tante-Emma-Laden ist lange schon vorbei. Die Coronakrise hat die Einkaufsgewohnheiten der Menschen weiter verändert. Lieferdienste haben Hochkonjunktur. Und was macht ein Bäcker, wenn er seinen Brotverkauf steigern will? Er stellt einen Automaten auf! In Frankreich finden sich jedenfalls schon vielerorts sogenannte Baguetteautomaten.
Austern im Regen
Cancale, September 2022
Grau in Grau und irgendwie englisch sieht Cancale an einem trüben Regentag aus. Granitgraue Häuser ducken sich unter den tiefen Wolken und graubemäntelte Menschen eilen durch den Regen. Dennoch ist an diesem trüben Septembertag kaum ein Parkplatz frei. Der Port de la Houle, der Hafen, wird bei schönem Wetter als romantisch beschrieben, heute würde man das nicht so sagen. Das Meer hat sich versteckt, bis weit hinaus zum Horizont liegen die Schiffe auf Grund. Doch die Austern-Hauptstadt der Bretagne hat selbst bei diesem typisch bretonischen Wetter besondere Schätze, die einen Besuch lohnenswert machen.
Auf die Hörner genommen
Le-Grau-du-Roi, September 2022
Manchmal fehlt mir das Meeresrauschen, das Möwengeschrei. Der salzige Geschmack auf den Lippen. Von Hamburg aus war es nicht weit bis zur Ostsee oder bis nach Sankt-Peter-Ording. Aber auch von der Provence aus ist das Meer eigentlich nur ein Steinwurf entfernt. Unser Ziel dieses Mal: Le Grau-du-Roi am Mittelmeer.
Pomerol mit Würstchen im Schlafrock
Weinmesse in L'Isle sur la Sorgue, September 2022
Französische Supermärkte bieten immer wieder neue Erlebniswelten. Jetzt, nach den großen Ferien, verwandeln sie sich gerade in riesige Weinkeller. Die Weinwochen sind feste Termine im Jahreskalender. Nach den dürren Sommermonaten hat der Handel offensichtlich entdeckt, dass mit Wein gute Geschäfte gemacht werden können. Schon Wochen vorher sind die Werbebroschüren, in denen sonst die wöchentlichen Angebote präsentiert werden, auf reine Weinkataloge getrimmt. Und dazu flatterte uns - als Besitzer eine viel genutzten Kundenkarte - nun die Einladung zu einer „privaten“ Weinmesse am Vorabend der Weinwochen im „Intermarché“ in den Briefkasten. Warum also mal nicht Wein im Supermarkt verkosten?
Der Spatz in der Hand
L'Isle sur la Sorgue, August 2022
Den ganzen Tag schimpfen die Spatzen um unser Haus herum. Jedes Mal, wenn ich mich nähere, flattern sie mit großem Geschrei aus der Baumkrone empor. Früher hätte ich gar nicht weiter darauf geachtet. Aber seit ein paar Tagen beobachte ich die Vogelschar ganz genau. Vielleicht ist einer dabei, der mir ganz vertraut ist und der uns mal anvertraut war?
Provenzalische Träume in blau-violett
Abbaye de Sénanque, Juli 2022
Der Lavendel blüht. In der Provence ist das schon eine Nachricht wert. Der Lavendel – das ist pures Provence-Gefühl! Auf den Märkten stapeln sich die Duftkissen und verströmen diesen herben Geruch, der alle Provence-Sehnsüchte weckt. Und dort, wo die Lavendelbüsche Reih um Reih blau-violett bis zum Horizont in der Sonne leuchten und die Luft mit diesem einzigartigen Duft erfüllen, parken die Menschen ihre Autos entlang der Straßen, und dieses Wunder aus nächster Nähe zu sehen. Zu fühlen. Und zu riechen. Nicht immer zur Freude der Lavendelbauern.
Eine seltsame Besucherin
L'Isle sur la Sorgue, Juli 2022
Im ersten Moment sah ich einen grünen Zweig. Ich wollte ihn wegwischen, aber da bewegte er sich – und sah mich an. Eine Schrecksekunde! Bis ich verstand: Das ist ein Tier. Ein Insekt. Eins, das nicht von dieser Welt zu sein scheint. Und doch hat es einen wunderschönen Namen: Gottesanbeterin.
Wenn sich das Leben feiert
L'Isle sur la Sorgue, 21. Juni 2022
Musik ist eine universelle Sprache. Sie drückt aus, „was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist“, sagte der französische Schriftsteller Victor Hugo (1802-1885) so schön. Einmal im Jahr findet seit 40 Jahren die Musik in Frankreich und inzwischen auf der ganzen Welt ein besonderes Sprachrohr: das Fête de la Musique. Das Prinzip ist einfach: Zur Sonnenwende an jedem 21. Juni füllen sich überall in kleinen und großen Städten die Straßen mit Musik aller Art, mit der die Menschen am längsten Tag des Jahres den Sommer, das Leben - und eben die Musik feiern. Und weil dieses kulturelle Highlight coronabedingt in den beiden letzten Jahren ausfallen musste, gab es jetzt offensichtlich einen besonders großen Nachholbedarf.
Was vom jüdischen Viertel übrig blieb
L'Isle sur la Sorgue, Juni 2022
Die Geschichte der Juden in der Provence, das ist ein besonderes Kapitel. Eines, das in L’Isle sur la Sorgue derzeit besonders intensiv erforscht wird. In der Stadt fanden dazu nun auch Ausgrabungen statt. Und damit die Menschen an dieser Geschichte teilhaben können, werden regelmäßig Führungen über die Ausgrabungsstätte angeboten. Es geht um die alte Synagoge von L’Isle sur la Sorgue.
Maiglöckchen und Spargel
In Mormoiron, 1. Mai 2022
Es ist Spargelzeit. Das ist – jedenfalls in Deutschland - eine besondere Zeit. Sobald die ersten Stangen des königlichen Gemüses ihre Köpfe aus der Erde strecken und gestochen werden, sind die meisten Deutschen im Spargelfieber. In den Nachbarländern scheint diese besondere Liebe nicht so ausgeprägt zu ein. In Frankreich gilt Spargel wohl eher als eines von vielen schönen Geschenken der Natur, die uns der Frühling bringt. Dennoch: Im provenzalischen Mormoiron am Fuße des Ventoux findet alljährlich ein Spargelmarkt statt. Ein Fest, um die Ankunft des Spargels zu feiern. Die 33. Ausgabe fiel in diesem Jahr auf den Tag der Arbeit, an dem in Frankreich zudem das Maiglöckchenfest gefeiert wird.
Ein französisches Manufactum
Im Maison Empereur in Marseille, April 2022
Ein Bild sagt oft so viel mehr als alle die Worte, die nur Versuche sind, die Wirklichkeit in Begriffe zu fassen. Wie wundersam ist doch die Erfindung der Fotografie! Und so könnte ich an dieser Stelle auch einfach die Bilder sprechen lassen von einem Besuch in einem herrlichen Geschäft in Marseille. Was heißt Geschäft? Das „Maison Empereur“ ist eine Erlebniswelt für sich, die sich – wie gesagt – nur schwer beschreiben lässt.
Zeitreise
An den Dolmen in Ménebes und Goult, März 2022
Wer sind wir? Und wo? Wer fragt sich das nicht, wenn er in den unendlichen nächtlichen Sternenhimmel blickt. Wir alle sind aus Sternenstaub, so lautet wohl eine Antwort der Wissenschaft darauf. Kein einziger Baustein im Universum geht verloren. Leben geschieht in einem ewigen Kreislauf des Werdens und Vergehens. Die Erde - ist sie nicht ein einziger großer Sedimenthaufen, auf dem wir, Ameisen gleich, gerade auf der obersten Schicht herumkraxeln? Manchmal stolpert man unverhofft über einen Stein, ein Erdloch, und kann unverhofft eine Zeitreise unternehmen. So wie an dem Sonntag, an dem wir an einem Großsteingrab vorbeikamen.
Mimosenzeit
Auf dem Sonntagsmarkt von L'Isle sur la Sorgue, Februar 2022
Es duftet nach Lavendel und frischen Kräutern. Nach Gewürzen und Olivenöl, nach Brathähnchen und frischem Kaffee. Und es duftet nach Mimosen. Die Arme voll der goldgelben Blütenpracht, kommen uns die Menschen an diesem Sonntagmorgen auf dem Markt in L’Isle sur la Sorgue entgegen. Goldgelb wie die Sonne, die am blauen Himmel strahlt. Und während in der Ukraine die Menschen um ihre Freiheit und um ihr Leben kämpfen, genießen die Menschen auf dem Markt zur gleichen Zeit ganz unbekümmert ihre neue Maskenfreiheit. Wie passt das zusammen?
Wo ist der Barcode?
Im Supermarkt in Cavaillon, Februar 2022
Immer mehr Discounter testen neue Einkaufskonzepte. An SB-Kassen, an denen Kunden ihre Waren selbst einscannen, hat man sich schon gewöhnt. Doch inzwischen gibt es weitere Self-Scanning-Programme, bei denen die Käufer die Produkte direkt aus dem Regal heraus scannen und verstauen. Im Auchan in Cavaillon gibt es seit neuestem so ein Scan-to-Go-System.
Das knusprige Nationalheiligtum
L'Isle sur la Sorgue, Januar 2022
Jeden Morgen müssten wir ihm eigentlich begegnen, dem typischen Franzosen. Er trägt eine Baskenmütze, die Gauloise im Mundwinkel und das Baguette unter dem Arm. Es lebe das Klischee! Die Wirklichkeit sieht anders aus. Das Barett ist heute fast nur noch auf Touristenköpfen oder in Karikaturen zu sehen, die meisten Mützen werden in China gefertigt und von Frankreich aus dann ins Ausland verkauft. Das Rauchen ist im ganzen Land inzwischen nahezu überall verboten. Und das Baguette? Das knusprige Nationalsymbol wird immer mehr von vollkörnigeren Konkurrenten und den Backautomaten der Supermärkte bedroht. Aber dennoch: Die bekannte Weißbrotstange bleibt ein französisches Heiligtum. Und wenn es nach der französischen Regierung geht, soll die UNESCO sie demnächst sogar zum französischen Weltkulterbe ausrufen.
Hinter Mauern
L'Isle sur la Sorgue, Dezember 2021
Dass Franzosen angeblich mehr Geld fürs Essen ausgeben als die Deutschen, gilt gemeinhin als „Savoir-vivre“, als die französische Lebenskunst. Während die Deutschen vorgeblich mehr Wert auf herausgeputzte Häuser und hochpolierte Autos legen, gilt der westliche Nachbar als Kenner und Genießer gehobener Lebensart. Eng damit verbunden ist das Laisser-faire, die Lässigkeit und Gelassenheit der Franzosen. Leben und leben lassen, heißt die Devise, ein jeder darf nach seiner Façon unbehelligt glücklich werden. Doch dazu passt eigentlich gar nicht die Vorstellung, dass sich Franzosen in ihren eigenen vier Wänden verschanzen. Und doch scheint es so. Denn wenn ich mich hier so umschaue, dann sehe ich vor allem eins: Mauern.
Ein Mistraltag in den Alpilles
In Eygalières, November 2021
Eigentlich ist es von den Dörfern an der Sorgues nur ein Steinwurf weit bis zu den Alpilles. Doch es fühlt sich viel weiter an. Es gibt eine unsichtbare Grenze. Sie liegt gleich hinter Cavaillon, wenn man über die Durance und die Autobahn in Richtung St. Remy fährt. Plötzlich sieht alles anders aus. Statt saftig-grüner Landschaften mit Obstplantagen ist der Boden steinig und die Landschaft karg. Und mit jedem Kilometer wächst am Horizont die Bergkette aus Kalkstein, in deren Tälern die besten Oliven und die besten Weine des Südens wachsen. Noch vor St. Remy biegen wir ab, unser Ziel: das kleine Dörfchen Eygalières. Denn dort ist heute Markt.
Victor Vasarely kehrt wieder einmal nach Gordes zurück
In Gordes, Oktober 2021
Wenn es ein provenzalisches Bilderbuchdorf gibt, dann ist es Gordes. Quadratische, alte Häuser, eng an eng, Terrassen, dicke Mauern und mittendrin die Burg. Das Dorf schmiegt sich auf eine Felskuppe am Randes des Vaucluse. Von dort hat man einen weiten Blick über das Land, über Felder, Wiesen, Täler und Dörfer und auf das Luberon-Gebirge auf der anderen Talseite. Doch ein Blick in die Geschichte zeigt, dass es hier nicht immer so malerisch und beschaulich zuging. Dass das mittelalterliche Dorf heute zu den schönsten und beliebtesten in ganz Frankreich gehört, hat auch mit vielen Künstlern zu tun. Allen voran vielleicht mit Victor Vasarely, der auch in Gordes lebte und arbeitete. Viele seiner Werke sind derzeit noch im Schloss zu besichtigen.
Christos letztes Werk
Paris, Ende September 2021
Wenn es derzeit einen Hotspot der Kunst gibt, dann liegt er mitten in Paris. Am Place de Charles-de-Gaulle, denn dort steht ein Wahrzeichen der Hauptstadt, der Arc de Triomphe. Irgendwo ganz in der Nähe hat Anfang der 60er Jahre der Künstler Christo gelebt, in einem winzigen Dienstmädchenzimmer unter dem Dach, so erzählte er es kurz vor seinem Tod. Von seinem Mansardenfenster aus blickte er auf das Bauwerk, war begeistert davon und hatte die Idee, es eines Tages zu verpacken. Nun hat sich dieser Lebenstraum erfüllt, der Triumphbogen ist verhüllt, auch wenn Christo und seine Ehefrau Jeanne-Claude es nicht mehr miterlebten.
Honigwein und Schneckenschleim
Mittelalterfest in Avignon, September 2021
Es gibt Orte, an denen die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Avignon ist so ein Ort. Klotzige Mauern mit Zinnen umschließen die historische Altstadt mit vielen engen Gassen zwischen mittelalterlichen Gemäuern, Palästen, Kirchen und Kapellen. Überragt wird alles von dem wuchtigen Papstpalast, dem größten, gotischen Bauwerk Europas, in dem im 14. Jahrhundert die Päpste residierten. Man wähnt sich in längst vergangenen Zeiten. Erst recht, wenn mittelalterliche Lautenklänge erklingen und Rittersleute sich im Duell messen. Dann findet sich der Avignon-Besucher beim Mittelalterfest auf dem Place des Carmes wieder.
Griechischer Wein
Karaoke in Velorgues, August 2021
Velorgues ist das, was man im Französischen einen hameau nennt – ein Weiler. Ein paar Häuser, der Bäcker, die Autowerkstatt, eine Grundschule. Und das L’Anchois: Bar, Tabac und Restaurant, wo die Einheimischen Zigaretten kaufen und ihre Lottoscheine abgeben, einige Ältere schon morgens Karten spielen und die Landarbeiter abends zum Lärm des übergroßen Fernsehers, der den ganzen Tag über läuft, ihr Feierabendpastis trinken. Touristen verirren sich kaum dorthin, wenn mittags ein Essen serviert wird. Und die Einheimischen bleiben auch eher unter sich, wenn an den Wochenenden abends die Tische unter dem Terrassendach eingedeckt werden und der große Holzkohlegrill angezündet wird. Dann ist Grill-Zeit. Dazu wird an manchen Abenden noch etwas Besonderes serviert: Dann ist Karaoke angesagt.
Reise mit einem Esel durch die Provence
Maubec, Juli 2021
Auf meiner „Was-ich-unbedingt-irgendwann-noch-lesen-möchte“-Liste steht ein Buch von Robert Louis Stevenson. Bevor er mit seiner „Schatzinsel“ bekannt wurde, unternahm er 1878 eine zwölftägige Wanderung durch die französischen Cevennen. Nicht alleine, sondern in Begleitung einer Eselin. „Reise mit einem Esel durch die Cevennen“ heißt der schlichte Titel seines Reisebuchs. Mit einem Esel wandern? Das ist mittlerweile schwer angesagt in alternativen Reiseführern. Und, um ehrlich zu sein: Eine Eselwanderung steht bei mir schon lange auf meiner To-Do-Liste. Es müssen ja nicht gleich zwölf Tage sein. Und nicht die Cevennen. Auf einer provenzalischen Eselfarm gleich in der Nachbarschaft kann man Esel schon für einen halben Tag mieten. Zum Probewandern sozusagen.
Ein mystisches Quadrat
In Oppède-le-Vieux, Juni 2021
Manche Orte besitzen eine besondere Magie. In ihnen scheint die Zeit stehengeblieben zu sein. Das heißt nicht, dass sie tot sind. Oppède-le-Vieux ist so ein Ort: Das alte Dorf – „le vieux“ - wurde im vergangenen Jahrhundert von seinen Bewohnern aufgegeben und dem Verfall überlassen. Und doch ist es heute wieder sehr lebendig! Auf dem Parkplatz unterhalb des Dorfes gibt es im Sommer kaum einen freien Platz, die Menschen drängen sich durch die engen, ausgetretenen Gassen, wo die Rosen über alten Mauern ranken. In die kleine Rue du Portalet, die etwas abseits liegt, verirrt sich dennoch kaum jemand. Dabei birgt Oppède gerade dort ein magisches Geheimnis!
Frostnächte
Die Eisheiligen in der Provence, Mai 2021
Bauernregeln scheinen universell zu sein. Und so verbinden auch die Provenzalen mit den Gedenktagen der christlichen Heiligen zwischen dem 11. und 15. Mai die Erfahrung aus vielen Jahrhunderten bäuerlicher Tätigkeit, dass es noch mal frostig kalt werden kann. Pankratius, Servatius, Bonifatius und die „Kalte Sophie“ werden deshalb von Bauern und Gärtner als Eisheilige eher gefürchtet als verehrt. „Wenn’s an Pankratius gefriert, so wird im Garten viel ruiniert“, heißt eine dieser Bauernregeln. Aber in diesem Jahr ist das Unglück schon vor den Eisheiligen passiert.
Zeitreise
In den Antiquitätengeschäften von L'Isle sur la Sorgue, April 2021
Ist das noch was wert, oder kann das weg? Das ist in L’Isle sur la Sorgue die entscheidende Frage. Wohl nirgendwo sonst in Frankreich bekommen die Dinge des Lebens so oft eine zweite Chance wie hier. Denn L’Isle ist „die“ Stadt für Antiquitäten. Schon seit 1920 treffen sich Trödelfreunde aus aller Welt in dem kleinen Ort nahe Avignon. Zweimal im Jahr, zu Ostern und im Herbst, findet dort der nach Paris größte Trödel- und Antiquitätenmarkt des Landes statt. Dann verwandelt sich für ein paar Tage die ganze Stadt in einen riesigen Kunstmarkt unter freiem Himmel. Über 500 Händlern aus dem ganzen Land und Tausende von Besuchern – schon zum zweiten Mal fällt wegen Corona dieses Großereignis aus. Die Antiquitäten-Promenade, zu der die örtlichen Händler zu Ostern organisiert haben, ist da kein Ersatz, aber eine willkommene Einladung, mal wieder eine Reise in die Vergangenheit zu unternehmen.
Auf alten Pfaden
Unterwegs im Luberon, März 2021
Buoux – das ist eines dieser französischen Wörter, bei denen ich nicht wirklich weiß, wie man es ausspricht. Und jeder, den ich frage, sagt es anders. Die Varianten reichen von „Büus“ über „Büu“ bis „Buks“ – die Provenzalen sind mit ihrer Aussprache schon sehr eigen. Egal – nach Buoux hat es uns an einem schönen klaren Frühlingsmorgen verschlagen. Ein kleiner Ort, ein Bergdorf im Luberon - ach was: ein Weiler, wie der Reiseführer so schon schreibt. Ein paar Häuser nur an zwei schmalen Gassen, die sich kreuzen. Wir wären fast dran vorbeigefahren. Aber Buoux ist ein alter Ort mit viel Geschichte – und mit viel Natur.
Nicht nur zur Weihnachtszeit
Ein Krippenbesuch, 17. Februar 2021
Die Vögel zwitschern wie verrückt. Die Hyazinthen und Tulpen schieben sich aus dem Boden, und die Mittagssonne wärmt schon wie zu Ostern. Wer denkt jetzt noch an Weihnachten? Heiligabend liegt gefühlt schon Monate zurück. Aber es gibt noch Orte, an denen Weihnachten ganz präsent ist. Bei Monique zum Beispiel, einer Französin im Ort: Sie empfängt noch Tag für Tag Gäste, um ihre Weihnachtskrippe zu präsentieren. Und weil so viele Freunde und Bekannte aus Nordfrankreich und wer weiß woher in Coronazeiten noch nicht da waren und ihr Kommen erst in den nächsten Wochen angekündigt haben, steht die Krippe dort noch bis zum 6. März.
Der Tag der Crêpes
2. Februar, Mariä Lichtfest
Wenn man wollte, könnte man jeden Tag einem bestimmten Anliegen widmen. Der 2. Februar zum Beispiel ist von der UNESCO zum Tag der Feuchtgebiet erklärt worden. Seit 2011 steht er als internationaler Spiel-Deine-Ukulele-Tag auf der Agenda. In Deutschland haben ihn Hörer eines WDR-Radiosenders 2017 zum Tag des arbeitslosen Duftbaumes ausgerufen. In den USA ist Murmeltiertag, wie auch Nicht-Amerikaner seit dem Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“ wissen. Und in Frankreich ist der 2. Februar der Tag der Crêpes. Und den haben wir tatsächlich gestern gefeiert.
Das erste Picknick des Jahres
Ein Ausflug nach Saint-Rémy, Januar 2021
Der nächste Corona-Lockdown steht offensichtlich vor der Tür. In Frankreich wird noch heftig über die künftigen Maßnahmen spekuliert. Bis jetzt gilt bei uns die Ausgangssperre ab 18 Uhr, doch die Bewegungsfreiheit wird wohl wieder weiter eingegrenzt werden, darüber sind sich viele einig. Beim Frühstück entschließen wir uns deshalb spontan zu einem Ausflug. Sich einfach noch mal ganz bewusst treiben lassen, entspannt und frei… Wir entscheiden uns für Saint-Rémy-en-Provence. Das kleine provenzalische Städtchen ist nicht nur für seinen wunderschönen Mittwochsmarkt bekannt, sondern vermittelt auf schönste Weise mediterrane Leichtigkeit und das südfranzösische Lebensgefühl.
Schwarze Diamanten
Auf Trüffelsuche, Januar 2021
Unser Garten ist längst in den Winterschlaf gefallen. Der Lavendel ist verblüht und heruntergeschnitten. Die Oliven der beiden kleinen Olivenbäumchen sind eingelegt. Im Kräuterbeet vegetieren noch ein paar Büschel Salbei und Thymian vor sich hin. Die Gartenmöbel sind eingewintert, und in den Blumentöpfen hält sich das Heidekraut wacker im kalten Mistral. Aber dieses kleine Stück Erde hält im Winter noch ganz andere Schätze verborgen. Mit Hilfe eines Trüffelhundes sind wir diesen Kostbarkeiten auf die Spur gekommen. Denn gar nicht weit unter der Erdoberfläche verbergen sich in unserem Garten viele „schwarze Diamanten“.
Süße Weihnachten
Traditionen zum Fest, Dezember 2020
Vorgestern kam der Nikolaus. Jedenfalls hat er in unsere Stube hineingeschaut, denn die Stiefel waren am Morgen gefüllt. Er muss einen großen Umweg gemacht haben, denn bei den Nachbarn hat er sich nicht blicken lassen. Sie kennen diesen schönen Brauch zum 6. Dezember gar nicht. Und um einen anständigen Schoko-Nikolaus zu kaufen, mussten wir viele Geschäfte abklappern. In provenzalischen Küchen duftet es auch nicht nach Weihnachtsbäckerei. Stollen, Lebkuchen, Marzipan und Pfeffernüsse, die sich schon im September in deutschen Auslagen stapeln, sind eher unbekannt. Dafür verwandeln sich die Supermärkte ab Oktober in glänzende Schokoladenbasare.
Der zerbrochene Krug
L'Isle sur la Sorgue, November 2020
Es war nicht Liebe auf den ersten Blick. Eigentlich wollten wir gar nichts kaufen, als wir sonntagmorgens über den Markt schlenderten und am Töpferstand stehenblieben. Es waren die Farben, die uns verführten: Tassen und Teller, Krüge und Ölfläschen in glänzenden Provence-Schattierungen, in taubenblau, mintgrün, ockergelb. Farben, die von ihnen heraus leuchteten. Dann entdeckten wir den bauchigen Krug in einem kreischendem Grün mit gelbem Farbstich. Wunderschön! Wir wollten nach dem Preis fragen. Und so fing sie an, eine etwas verrückte Geschichte um einen Krug, der uns noch länger beschäftigen sollte.
Eine schlichte Grabplatte unter dem Orleander
Auf den Spuren von Albert Camus in Lourmarin, Oktober 2020
„Weil die Plage das Maß des Menschlichen übersteigt, sagt man sich, sie sei unwirklich, ein böser Traum, der vergehen werde.“ Ein Satz, wie er gemeißelt steht für diese Zeit. Aber er ist viel älter, dieser Satz. Albert Camus hat ihn geschrieben, und nicht Corona, sondern die Pest hatte er dabei im Blick. Camus beschreibt einen Pestausbruch und den daraus folgenden Ausnahmezustand in der algerischen Hafenstadt Oran mit all den Erscheinungen, die wir heute aus dem Coronajahr 2020 kennen: Tod und Sterben, Quarantäne, Angst und Ohnmacht, die Suche nach einem Impfstoff, Scharlatane und Solidaritätsappelle, rationale Mediziner und irrationale Propheten. Dabei verstand Albert Camus sein Werk eigentlich als Sinnbild für die „braunen Pest“, die Nazi-Besatzung Frankreichs.
Dennoch: „Die Pest“, 1947 erschienen, war 2020 plötzlich wieder vergriffen. Der Schriftsteller bekam für sein literarisches Werk 1957 den Literaturnobelpreis. Von dem Preisgeld kaufte er sich ein Haus nicht weit entfernt, in Lourmarin. Nur zwei Jahre lebte er dort, er starb 1960 bei einem Autounfall, seither ruht er in der Erde dieses provenzalischen Bergdorfes. Ein Grund, ihn in Lourmarin mal zu besuchen.
Wie aus Abfall Kunst wird
In der Villa Datris, Oktober 2020
Wir sind eine Wegwerfgesellschaft. Müll überzieht die Erde, er wächst zu immer höheren Bergen und verseucht die Meere für ewige Zeiten. Doch was ist Abfall? Was qualifiziert das Material, das es seinen Wert verloren und plötzlich überflüssig ist, abstoßend, ungewünscht? In den Händen von Künstlern kann aus diesem Stoff etwas Neues werden: ein Werkstoff. Ein Werk. Eine politische Aussage nach dem Motto: Sage mir, was du wegwirfst, und ich sage dir, wer du bist. Eine Ausstellung, die viele Gedankenanstöße dazu gibt, war in diesem Jahr in L’Isle sur la Sorgue zu sehen: In der Villa Datris zeigten 89 internationale Künstler, wie aus Abfall Kunst werden kann.
"Dass deine schöne Seele in Frieden ruhe"
Der jüdische Friedhof von L'Isle sur la Sorgue, Oktober 2020
Gottesacker. Ja, das ist ein Gottesacker im wahrsten Sinne des Wortes: Grabsteine mitten auf einer Wiese, so scheint es. Eingerahmt von einem Gitter. Ab vom Weg, zwischen Apfelplantagen und Feldern, mit dem Mont Ventoux am Horizont, ganz einsam im Nirgendwo. Dort, unter dem blauen provenzalischen Himmel, haben bis 1939 die Juden von L’Isle sur la Sorgue ihre letzte Ruhe gefunden. Ohne Wegbeschreibung hätten wir den Acker wohl kaum gefunden. Und auch in L’Isle ist der jüdische Friedhof lange Zeit vergessen worden.
Einfach helfen
Zur Blutspende, Oktober 2020
Einmal im Monat wird in unserem Städtchen zur Blutspende eingeladen. Die Plakate hängen an Laternen, Kreuzungen und Straßenbäumen. Ich habe nie besonders darauf geachtet. Dann las ich, dass Blutspenden in Corona-Zeiten gerade besonders gefragt seien. Da kam mir zum ersten Mal der Gedanke, das Helfen manchmal ganz einfach sein kann. Aber was heißt einfach…
Süße Trauben
Die Weinlese hat begonnen, September 2020
Wenn ich an Hamburg denke? Dann sehe ich den Hafen oder den Michel. Ich höre Schiffssirenen. Es duftet zimtig nach frischen Franzbrötchen. Bei ganz viel Heimweh-Blues gehen wir an unseren Vorrat und öffnen ein Glas mit Bismarckhering, dazu gibt es Bratkartoffeln. Das schmeckt irgendwie nach Hamburg. Manchmal trinken wir nach einem guten Essen einen Helbing Kümmel. Ein Labskaus-Fan war ich dagegen nie. Und was gibt es sonst noch für Leckereien, die einen mit der alten Heimat verbinden? Weintrauben jedenfalls nicht. Umso erstaunter stand ich jetzt im Supermarkt vor den großen, dunkelblauen und glänzenden Trauben einer Rebsorte mit dem schönen Namen „Muscat de Hambourg“. Denn für seine Weine ist Hamburg ja nun wahrlich nicht bekannt.
Ein blaues Wunder
In den Calanques bei Cassis, August 2020
"La grande bleue", die große Blaue, so nennen die Franzosen das Mittelmeer. Was gibt es Schöneres, als einen heißen Sommertag in der Frische dieses aquamarinen Diamanten zu verbringen? Wenn das glitzernde Dunkelblau des Wassers sich am Horizont mit dem vom Mistral frei gefegten Himmelsblau mischt, dann dehnt sich die Welt zur Unendlichkeit. Am liebsten gehen wir in Cassis an Bord: Denn eine Schiffstour in die Calanques bietet neben dem blauen Wunder noch das Spektakel einer unvergleichlichen Küstenlandschaft.
Ein Dorf wird ausverkauft
In Lacoste, August 2020
Lacoste? Ja, das ist das Krokodil auf dem Poloshirt. Wer Lacoste ins Navi eingibt, landet im nächstgelegenen Sportgeschäft. Aber Lacoste ist nicht nur eine französische Modemarke, sondern ebenso ein Dorf in der Provence. Ein typisches, schönes, aber auch eigenwilliges kleines Dorf auf einem Berghang des Luberon-Gebirges mit einem Café am Dorfeingang, einer alten Kirche, einem verfallenen Schloss und einem wunderschönen Blick über das weite Tal. Und Lacoste ist mittlerweile mit dem Namen eines anderen bekannten französischen Modeschöpfers verknüpft: mit Pierre Cardin. Dem gehört nämlicher schon ein Drittel des Ortes.
Kleine Schleimer
Rätselhafter Besuch im Garten, August 2020
Unser Garten ist für uns immer noch ein unbekanntes Terrain. Eines Morgens fand ich merkwürdige gelbe Krümel auf dem Rasen. Die Substanz erinnerte an gebackene Baiser. Was konnte das sein? Tierkotze, um es unverblümt zu sagen? Es hätte auch eine unappetitliche, schon stark verweste Hinterlassenschaft sein können. Im Zweifel wäre dafür unser Hund in Frage gekommen, aber für gewöhnlich verzieht er sich bei einem solchen Bedürfnis in die hinterste Ecke der Büsche. Ich räumte das seltsame Gebilde weg. Und wunderte mich, dass wenige Tage später an der gleichen Stelle wieder gelbe Kleckse im Gras erschienen. Ein Pilz? Und wenn ja, was für einer? Für solche Fälle ist ja doch das Internet gut. Die Suchanfrage „komischer Pilz im Garten“ brachte erstaunliche Ergebnisse.
Ein Ausflug ins Mittelalter
Das Schloss von Thouzon in Le Thor, Juli 2020
Wenn die Sonne nur noch erbarmungslos am wolkenlosen Provencehimmel strahlt, dann sollte man tunlichst das tun, wozu Menschen im Süden dann raten: Siesta halten. Keine gute Idee sind lange Spaziergänge in der Hitze. Wir wollten dennoch endlich mal zum Schloss von Thouzon in Le Thor und waren gerade in der Nähe. Und der Hügel, auf dem die mittelalterliche Ruine thront, ist nicht sehr hoch. Doch es war Mittagszeit. Und so kamen wir auf dem steinigen Weg hinauf durch einen Steineichenwald und Buschland ganz schön ins Schwitzen.
Eine schräge Rasselbande
Sommerzeit ist Zikadenzeit, Juli 2020
Wenn die Provence eine Farbe hat, dann ist es natürlich lavendellila. Einen Duft? Lavendel, Thymian und Rosmarin! Und ein Geräusch? Keine Frage – es ist der Gesang der Zikaden – „le chant des cigales“ -, der sich mit dem sommerlichen Süden verbindet. Für viele Ohren klingt dieses Geräusch allerdings gar nicht nach Gesang, sondern einfach nur nach Lärm.
Schwein gehabt
In Maubec, 23. Juni 2020
Das Thermometer steigt inzwischen über 34 Grad, die Provence schwitzt unter der grellen Sonne. Auf den Wiesen hinter Maubec, einem kleinen Weiler am Fuße des Luberon, suchen Pferde den kühlen Schatten unter den wenigen Bäumen. Dahinter öffnet sich ein riesiges Weidegelände, auf dem sich wollige Tiere im dunklen Morast suhlen. Eine Infotafel davor klärt die unwissenden Spaziergänger auf. „Es hat einen Korkenzieher-Schwanz, aber ein Wollkleid, ist das ein Schaf?“ lautet die launige Eingangsfrage. Und die Antwort: „Nein, es ist ein Schwein.“
Auf den Spuren von Peter Mayle
In Ménerbes, Juni 2020
Schon von weiten sichtbar auf einem Bergrücken des Luberon präsentiert sich Ménerbes den Besuchern: Der Ort gilt als einer der schönsten Frankreichs. Jetzt, nach dem Corona-Lockdown und vor den großen Sommerferien, ist es an einem heißen Sommertag in den schmalen mittelalterlichen Gassen noch friedlich und still. Das war nicht immer so. Ménerbes hat aufregende Zeiten hinter sich, seit sich der britische Schriftsteller Peter Mayle dort vor mehr als 30 Jahren niedergelassen hat. Sein Buch „Mein Jahr in der Provence“ erlangte Weltruhm, und damit wurde plötzlich das bis dahin eher verschlafene Ménerbes über alle Grenzen bekannt. Davon zehrt und daran leidet das kleine Bergdörfchen heute noch.
Himmlischer Beistand
Im Pankratius-Weg, 1. Mai 2020
Die Eisheiligen kommen. Daran muss ich denken, wenn wir gerade durch den kleinen Pankratiusweg spazieren. Pankratius, Bonifatius, die kalte Sophie… so richtig kann ich mir die kalten Mai-Heiligen nie merken. Passionierte Gärtner werden sie bestimmt besser kennen. Wie sich Pankratius in diesen idyllischen kleinen Landweg verirrt hat, erscheint zwar erstaunlich, aber nicht ungewöhnlich: In Frankreich, in dem seit 1905 die Trennung zwischen Kirche und Staat als Gesetz festgeschrieben ist, verweisen noch immer viele Straßen- und Ortsschilder auf die christliche Geschichte des Landes. Dass St. Pancrace für die Bewohner des kleinen provenzalischen Städtchens aber mehr war als ein meteorologischer Fingerzeig, darüber bin ich erst jetzt in einem Artikel der Lokalzeitung gestolpert. Und dabei gibt es durchaus einen Verweis in die heutige Zeit.
Neue Bekanntschaften
Spaziergänge, April 2020
„Confinement“, dieses französische Wort kannte ich bisher gar nicht. Inzwischen ist das anders. Wir leben im confinement. Seit fünf Wochen ist das unser Zustand: Ausgangssperre. Der Himmel über uns spannt sich immer noch unendlich, nur noch selten durchschneiden Kondensstreifen von Flugzeugen das weite Blau. Doch die Tür hinaus ist blockiert. Nur ein Passagierschein öffnet den Weg. Zum Beispiel zu einem Spaziergang mit dem Hund. Und davon machen wir jeden Tag mit mehr Begeisterung Gebrauch. Wir entdecken unser Zuhause neu. Und unsere – vierbeinigen – Nachbarn.
Dreilagige Luxusware
In der Ausgehsperre, März 2020
Keine Reisegeschichte. Die Menschen reisen nicht mehr. Sie verlassen ihre Häuser nur, wenn es unbedingt notwendig ist. Draußen lauert die Gefahr wie ein unsichtbarer Belagerer, und drinnen hockt die Angst und wartet, dass der Feind abzieht. Und doch eine Reisegeschichte: Wenn das Leben eine einzige Reise ist, dann birgt auch dieser unvorhergesehene Halt viel Erzählenswertes. Über Hamsterkäufe und Toilettenpapier natürlich!
Am Tag davor
Auf dem Samstagsmarkt in Apt, 14. März 2020
Der Wochenmarkt in Apt ist einer der ältesten in der Provence. Auf jeden Fall gilt er als einer der lebendigsten und schönsten, weshalb sich ein Ausflug nach Apt an einem Samstagvormittag immer lohnt. An einem frühen warmen Märztag in einer Zeit, in der die Welt nur über das Coronavirus spricht, ist der Markt allerdings eher ungewöhnlich still.
Tschüss, Heidrun!
Erinnerungen an eine tolle Frau, Februar 2020
Wenn man das Leben als eine Reise begreift, dann wächst das Fotoalbum mit den Reiseberichten jeden Tag. Wir sind in einen Bus eingestiegen und fahren voran. Die Reisegesellschaft, das ist die Lebensgemeinschaft mit all den Menschen, mit denen wir den gleichen Weg haben. Immer wieder hält der Bus, neue Mitreisende steigen ein. Andere steigen aus. Manchmal fällt der Abschied leicht, manchmal schwerer. Manchmal ist er endgültig. Wie jetzt bei Heidrun. Ihr soll dieser Text gewidmet sein.
Des Weidmanns Heil, des anderen Leid
Es ist Jagdsaison, Februar 2020
Schüsse hallen durch die Luft. Daran haben wir uns schon gewöhnt, wenn wir spazieren gehen. Bereits den ganzen Winter über sind, oft schon früh morgens, die Jäger zu hören. Die Franzosen und die Jagd, das ist eine besondere Passion. Aber mittlerweile sorgen in jeder Saison von September bis März spektakuläre Jagdunfälle für negative Schlagzeilen. Vor zwei Jahren etwa wurde in den Savoyen ein Brite auf seinem Mountainbike erschossen – die Schützen hielten ihn angeblich für ein Wildschwein. Was einen Abgeordneten anschließend veranlasst haben soll, auf Twitter darüber nachzudenken, ob man das Mountainbiken während der Jagdsaison nicht einfach verbieten könne.
Zu Besuch bei einem reichen Römer
In Caumont-sur-Durance, Januar 2020
Die Provence war einst römisches Land. Vor 2000 Jahren begannen die Römer unter Kaiser Augustus das Land zwischen den Pyrenäen und den Alpen zu besiedeln und auszubauen. Auf ihre Spuren trifft man heute immer wieder in der ehemaligen römischen Provinz Gallia Narbonensis. Nirgendwo sonst stehen so viele imposante Baudenkmäler, Amphitheater, Aquädukte oder Triumpfbögen, die an die Kultur des Römischen Imperiums erinnern. Manchmal sind es auch nur unscheinbare Mauerreste, die am Wegrand zu finden sind. Zum Beispiel in Caumont-sur-Durance.
König mit Krone und Bohne
Eine heitere Kuchengesellschaft, Januar 2020
Essen gehört in Frankreich zur Lebenskunst. Für die Liebhaber der guten Küche ist das Land zwischen Elsass, Atlantik und Provence das reinste Schlemmerparadies. Doch gerade in der Weihnachtszeit reiht sich eine süße Kalorienbombe an die andere.
In einem anderen Miniaturwunderland
Weihnachtszeit in Bonnieux, Januar 2020
Über Nacht hat es gefroren. Raureif liegt auf dem Gras, bei jedem Ausatmen entsteht eine Nebelwolke vor dem Gesicht. Aber die Sonne schiebt sich langsam mit warmen Strahlen durch den Morgendunst, bis der Himmel klar und blau ist. An diesem typisch kalten Dezembertag ist der Ausblick von Bonnieux aus unbeschreiblich. Das typisch provenzalische Bergdorf liegt auf einer Bergkuppe des Luberon, und von dort sieht man weit von den ockerfarbenen Dächern des Dorfes über die Weinfelder im Tal bis hin zum Mont Ventoux, dem höchsten Gipfel des Vaucluse-Gebirges auf der anderen Talseite, auf dem heute sogar Schnee liegt. Immer höher führt die schmale und gewundene Dorfstraße durch verwinkelte und enge Gassen, und schließlich müssen wir noch 87 Treppenstufen über eine grobe, unebene Steintreppe steigen, bis wir ganz oben stehen. Auf diesem höchsten Punkt steht, umgeben von imposanten Zedern, die Alte Kirche (Vieille oder Haute Église). Für diesen Ausblick hat sich der Aufstieg gelohnt!
Fischköpfe und Panzerknacker
Ungewöhnliche Weihnachten in Carpentras, Dezember 2019
Weihnachten – das ist, zumindest für Kinder, Magie! Je älter man wird, desto mehr verliert das Fest für viele Menschen leider seinen Zauber. Wer vergessen hat, sich wie ein Kind zu fühlen, wer wieder einmal staunen will, wer sich verzaubern lassen möchte, der sollte in der Weihnachtszeit unbedingt in dem provenzalischen Städtchen Carpentras vorbeischauen: „Noëls insolites“ – „ungewöhnliche Weihnachten“, das ist ein weihnachtliches Spektakel, das nicht nur kleine, sondern auch große Kinder verzaubert.
Glühwein mit Disco
Auf dem Weihnachtsmarkt, Dezember 2019
Es weihnachtet … natürlich auch in der Provence! In vielen Orten werden jetzt für ein Wochenende oder mehr die Basare aufgebaut, les marchés de Noël. In unserem kleinen Städtchen gibt es sogar einen richtigen Weihnachtsmarkt, der bis zum 1. Januar der Mittelpunkt des Stadtlebens ist.
Das Lebensgefühl des Südens
In Aix-en-Provendce, November 2019
Fragt man die Franzosen, in welcher Stadt sie am liebsten wohnen möchten, überrascht die Antwort nicht: Paris steht ganz oben an. Auf den zweiten Rang landet bei solchen Umfragen immer einer Stadt aus der Provence: Aix-en-Provence. Jeder, der schon mal über den Cours Mirabeau gebummelt ist, wundert sich darüber nicht. Die Stadt ist quasi das Paris der Provence. Man muss Aix-en-Provence einfach lieben. Oder Aix, wie die Bewohner dieses schönen Städtchens sagen.
Ein feuriges Menü
Ein Restaurant-Besuch, November 2019
Das Restaurant ist im Internet immer gut besprochen. Davon hatten wir uns schon einmal leiten lassen. Im Frühjahr hatten wir zum ersten Mal dort gegessen. Das Menü war nett, aber nicht umwerfend. Vor allem hatten wir beim Essen gefroren. Aber na ja, man soll jedem eine zweite Chance geben. Also waren wir jetzt wieder dort.
Alles so schön bunt hier
Auf dem Sonntagsmarkt in L'Isle sur la Sorgue, Oktober 2019
In der Provence hat jeder Ort seinen Wochenmarkt. Der Montagsmarkt in Cavaillon wurde schon im 19. Jahrhundert mit seinen Melonen bekannt. Mittwochs werden die Marktstände in den kleinen Gassen von Saint-Rémy-de-Provence aufgebaut. Und freitags lädt das malerische Städtchen Lourmarin im Luberon zum Marktgang ein. Selbst sonntags findet der passionierte Marktgänger keine Ruhe. Denn dann steht ganz L’Isle sur la Sorgue Kopf! Wer unter Platzangst leidet, sollte lieber im Herbst und Winter kommen.
Wenn einer eine Reise tut
Mutter kommt zu Besuch, Oktober 2019
Jede Reise ist ein Abenteuer. Wie komme ich von A nach B? Wir haben uns längst daran gewöhnt, dass wir mit dem Flugzeug in kürzester Zeit alle Punkte dieser Erde erreichen können. Doch ob zwischen A und B Meere und Kontinente liegen oder nur einige Busstationen, unsere Fortbewegung hängt von vielen Faktoren ab. Und die meisten davon sind menschlich.
Ein Sommer mit alten Bekannten
Von nervigen Mitbewohnern, September 2019
Tiere können das Leben sehr bereichern. Und ich meine damit nicht nur den Speiseplan! Was gibt es Schöneres, als mit seinem Hund spazieren zu gehen, den Hühnern im Garten beim Scharren zuzusehen, die Vögel vor dem Fenster zwitschern zu hören? Aber mit unserem Umzug aufs Land sind auch Tiere in unser Leben getreten, an die ich nach vielen Jahren in der Stadt gar nicht mehr gedacht habe. Ich gebe zu, ich hatte vergessen, dass es Fliegen gibt!
Der verwunschene Garten
Morgendliche Begegnungen, September 2019
Jeden Morgen komme ich an dem verwunschenen Garten vorbei. Er ist natürlich nicht wirklich verwunschen, aber wer weiß das schon? Eigentlich ist es eher ein wilder Garten mit Buchsbaum und Sträuchern, Unkraut und trockenem Gras und einer Terrasse. Durch die Gitterstäbe spähe ich durch rankendes Grün hinein und muss die Augen zukneifen, denn die frühe Sonne scheint mir direkt ins Gesicht. Wie ein riesiger Scheinwerfer setzt sie die Terrasse und den Garten in helles Licht, so dass alle Dinge dort einen Heiligenschein bekommen. Auch der Hund, der auf der Terrasse liegt, wirkt der Welt entrückt. Wenn er mich sieht, springt er auf und läuft zum Gitterzaun neben der Einfahrt. Ganz ernst und aufmerksam schaut er mich durch die rostigen Gitterstäbe an. Ich sage „hallohallo“ und gehe weiter. Manchmal drehe ich mich noch einmal um und bin gerührt, weil der Hund mir nachsieht.
Eine Stadt im Fluss
Der Schwimmende Markt in L'Isle sur la Sorgue, August 2019
Keine Frage: Venedig ist einmalig. Aber wer es etwas übersichtlicher und gemütlicher mag, ist in L’Isle sur la Sorgue gut aufgehoben. Viele kleine Brücken und Stege führen über die Sorgue, die mit vielen Wasserläufen und Kanäle die Inselstadt durchzieht. Nicht umsonst ist das kleine Städtchen als Venedig der Provence bekannt. Und im Sommer wird rund ums Wasser und auf dem Wasser gefeiert!
Am Meer
In der Calanque de Figuerolles, Juli 2019
Bei Fjorden denkt man vor allem an Skandinavien, an steile Felsen, malerische Buchten und unberührte Landschaften. Aber der Küstenstreifen zwischen Marseille und Cassis bietet mit seinen Calanques eine ebenso spektakuläre Natur. Die in Kalksteinfelsen geschnittenen Buchten sind nur auf dem Wasserweg oder über nicht immer einfache Wanderwege zu erreichen. Unser Reiseführer hat einen besonderen Geheimtipp: die kleine Calanque de Figuerolles ganz östlich bei La Ciotat. Auch ein kleines Hotel mit Restaurant gibt es dort. Ideal für einen Wochenend-Besuch.
Von Fischern und Frauen
Fischerfest in L'Isle sur la Sorgue, Juli 2019
L’Isle-sur-la-Sorgue ist ein Ort am Fluss. Die Sorgue schlängelt sich durch das Städtchen, das als Klein Venedig der Provence bekannt ist. Ausgediente Wasserräder drehen sich malerisch für die Fotos der Touristen. Früher war L’Isle ein reiner Fischerort. Bis weit ins Mittelalter lebten die Menschen vom Fischfang, sie zogen Forellen, Elritzen und Aale aus dem frischen Wasser, das nur fünf Kilometer entfernt aus einer Quelle entspringt. Vor allem Flusskrebse sicherten den Lebensunterhalt: Zu zehntausenden wurden sie täglich aus der Sorgue gefischt, bis Ende des 19. Jahrhunderts eine Epidemie die Krebspopulation vollkommen vernichtete. Wenn diese alten Zeiten und ihre Traditionen in L’Isle wieder lebendig werden, dann dank der Fischerbruderschaft. Am dritten Sonntag im Juli feiert sie ihr Fischerfest.
In einem anderen Land
Nach Les-Saintes-Maries-de-la-Mer, Juni 2019
Ein Ausflug in die Camargue – wer denkt da nicht an weiße Pferde, schwarze Stiere und Rosaflamingos? Wir jedenfalls tun es. „Ihr müsst mir unbedingt ein Flamingo-Foto schicken“, hatte uns zuvor noch eine Freundin gebeten. Das Foto sind wir noch schuldig, denn wir sahen Stiere, Pferde, viele Reiher, Schwäne, aber Flamingos leider nicht.
Erster Flugversuch
Vogelkind landet vor Hundeschnauze, Juni 2019
Beim Frühstück unter der großen Pinie im Garten ist uns heute ein kleines Vogelkind vor den Tisch geflogen. Besser gesagt: Willi, unser vierbeiniger Mitbewohner, hat das flatternde Etwas aus der Hecke aufgestöbert und wie einen Fußball vor sich hergetrieben. Die einzige Chance, das kleine Wesen vor seinen Fängen zu retten – ich nahm es in die Hand. Es zappelte nicht, stellte sich ganz ruhig, und ich spürte sein Herz in meiner Hand pochen. Was macht man, wenn man unversehens einen kleinen Vogel in der Hand hält?