Die Eisheiligen in der Provence, Mai 2021

 

Bauernregeln scheinen universell zu sein. Und so verbinden auch die Provenzalen mit den Gedenktagen der christlichen Heiligen zwischen dem 11. und 15. Mai die Erfahrung aus vielen Jahrhunderten bäuerlicher Tätigkeit, dass es noch mal frostig kalt werden kann. Pankratius, Servatius, Bonifatius und die „Kalte Sophie“ werden deshalb von Bauern und Gärtner als Eisheilige eher gefürchtet als verehrt. „Wenn’s an Pankratius gefriert, so wird im Garten viel ruiniert“, heißt eine dieser Bauernregeln. Aber in diesem Jahr ist das Unglück schon vor den Eisheiligen passiert.

Der März war in der Provence zu warm, überall begannen die Knospen zu sprießen. Dann, in den Nächten zwischen dem 6. und 8. April, wurde es wieder eiskalt. Die Wein- und Obstbauern zündeten Feuer auf den Feldern an, mit Frostkerzen und Windmaschinen versuchten sie, den eisigen Griff der Natur auf die frischen Triebe abzuwenden. Tausende kleine Lichter erleuchteten die Nächte. Morgens, wenn wir vor die Tür traten, lag Brandgeruch in der Luft.

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Andere Bauern berieselten ihre Pflanzen mit Wasser. Ein bizarres Schauspiel, das wir bei einem Spaziergang an einem dieser Apriltage erleben konnten: Die ganze Apfelplantage hatte sich in eine bizarre Eislandschaft verwandelt. Wie unter einem eisigen Vorhang glänzten die Blüten unter der Eisschicht in der frischen Morgensonne. Was für uns ein faszinierendes Naturschauspiel war – für die Bauern war es der verzweifelte Kampf gegen die Natur. Sie haben ihn verloren: Der schlimmste Frost seit 50 Jahren hat landesweit in den Weinbergen und Obstplantagen riesige Schäden angerichtet. Staatliche Hilfen werden bereits in Aussicht gestellt.

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Das Wetter ist wieder wärmer geworden, Meteorologen sagen bereits eine Hitzewelle voraus, heißer als sonst soll es in diesem Sommer wieder werden. Die Landwirte befürchten nun die Dürre. In den abendlichen Fernsehnachrichten war ein Bauer zu sehen, der mit grimmigen Blick die trockene Erde auf seinem Getreidefeld durch seine Hände rieseln ließ.

In unserem Garten hat ein kleiner Oleander den Frost nicht überlebt. Die größeren Pflanzen haben ein paar trockene Äste und Blätter, sehen aber sonst ganz zuversichtlich aus. Und neben dem toten Strauch gucken neugierig und hoffnungsvoll viele frische grüne Triebe aus der Erde. Und laut Wetterbericht wird auch die „Kalte Sophie“ am 15. Mai mit einem warmen Luftzug an uns vorbeistreichen.

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