Petit-Palais, März 2025

 

Es wird Frühling in der Provence. Ein Beleg dafür ist der Bauernmarkt in Petit-Palais, der nach der Winterpause ab März wieder auf dem Samstagsmorgenprogramm steht. Er ist keine Touristenattraktion, in dieser Zeit eher noch ein Treffpunkt der Einheimischen. Vielleicht ist genau das sein Reiz, dass man sich nicht im Gedrängel an ausstaffierten Verkaufsständen mit schönen Dingen vorbeischiebt, sondern im geselligen Rahmen Menschen aus der Region trifft, die ihre Ware gerade erst von ihren Feldern geholt zu haben scheinen.

Viele Verkäufer haben sich allerdings an diesem ersten Samstag auf dem Platz Bertin Sylvestre noch nicht eingefunden, das Angebot ist zu dieser Jahreszeit noch reduziert. Vor dem Bauernhof, dessen Hoffläche zum Markttag als Parkplatz freigegeben ist, drängeln sich aber schon die Autos um jeden freien Platz. Frühaufsteher kommen morgens um acht. Wir sind um halb zehn für den noch kühlen Wintervormittag eher zu spät: Rosa, die nette Spanierin, hat zu dieser frostigen Jahreszeit noch nicht viel zu bieten, ihre Kisten mit Bio-Gemüse sind bereits leer, sie räumt sie gerade wieder in ihren Transporter ein. Im Sommer stehen die Menschen Schlange vor ihrem Tisch, auf dem sich dann Salate, Rote Beete und Rüben stapeln. Und immer bekommt man zu einem strahlenden Lachen und freundlichen Worten eine Handvoll gratis obendrauf, manchmal so reichlich, dass wir gelegentlich an ihrem Geschäftsmodell zweifeln.

Petit Palais Markt1

Unseren Feldsalat kaufen wir bei einem Bauern auf dem hinteren Platz. Landwirte und Produzenten aus der Region verkaufen in dem kleinen Weiler, der zu L’Isle-sur-la-Sorgue gehört, alles, was man so zum täglichen Leben braucht - Gemüse und Obst, Fisch und Fleisch, Honig, Oliven und Tapenaden, Mandeln und Kekse, Blumen. Im Marktwagen der Chèvrerie d’Emilie, der Ziegenfarm aus Roquemaure, bedienen immer Vater und Sohn. Der Vater mit weißem Bart und weißen Haaren sieht aus, wie man sich den Alm-Öhi vorstellt. Sein Sohn ist ihm aus dem Gesicht geschnitten, nur die Haare sind noch im jugendlichen Blond.

Petit Palais MarktTapenaden

In diesem lokalen Rahmen scheinen sich alle zu kennen, Verkäufer und Käufer, man grüßt sich, plaudert ein bisschen. Die Marktgemeinschaft organisiert besondere Feste im Jahreskalender, dann erscheinen Markttreibende in provenzalischen Trachten und bieten selbstgebackene Kuchen, Tartes und traditionelle Speisen zum Probieren an.

Petit Palais MarktRosa

Sobald die Sonne wieder wärmer scheint, stellt das Bistro Le Paleti von gegenüber wieder ein paar Tische und Stühle auf, die heiß begehrt sind: Dort sitzen wir im Sommer zu gerne nach unseren Einkäufen bei einem Café Crème und Croissant und beobachten das Geschehen. Jetzt muss man dafür noch in die Bar auf der anderen Straßenseite einkehren. Dort duftet es herrlich nach Kaffee, an den Tischen sitzen Frauen und Männer, die vollen Einkaufstaschen neben sich, die leeren Kaffeetassen vor sich.

Der Markt von Petit-Palais ist so petit wie das Dorf, schnell hat man alles gesehen. Bevor wir wieder zu unserem Parkplatz gehen, kaufen wir noch Lauch und Frühlingszwiebeln an dem kleinen Gemüsestand gleich am Eingang. Die Petersilie ist – wie immer – ein Geschenk des älteren Herrn mit dem netten Lächeln. Gerade wollen wir schon gehen, da sehen wir die Büschel, die oben auf seinem Tisch liegen. Sind das Brennnesseln? Ja, sagt der Mann mit dem Käppi. Kartoffeln, Knoblauch, Brennnesseln, das ergibt eine herrliche Suppe! Die beste Medizin überhaupt! Aber verbrennt man sich nicht in die Hände? Vor dem Waschen nimmt man Handschuhe, nach dem Waschen sind die Brennnesseln ungefährlich, versichert er. Wir wollen mal mutig sein und nehmen ein Büschel. Denn schließlich gelten Brennnesseln als sehr gesund, enthalten viele Vitamine und Mineralien, sind stoffwechselanregend, entwässernd, durchblutungsfördernd, schon Hildegard von Bingen hat sie als Heilmittel für alles Mögliche genutzt.

Petit Palais MarktBrennessel

Gesagt, getan: Die Brennnesselsuppe ist inzwischen verdaut. Unser Rezept war wirklich einfach. Die meiste Mühe bereitete es, die frischen Blätter und Triebe nach dem Waschen vom Stängel zu zupfen. Drei Knoblauchzehen in Butter andünsten und die Brennnesselblätter zugeben. Danach vier große Kartoffeln, in dünne Scheiben geschnitten, mit in den Topf geben, mit Wasser auffüllen und auf kleiner Flamme etwa eine halbe Stunde köcheln lassen, bis die Kartoffeln gar sind. Mit ordentlich Salz und Pfeffer abschmecken, die Suppe pürieren. Etwas Schmand, mit einem Eigelb verrührt, unterziehen – fertig.

Petit Palais Markt Suppe

Die Suppe duftet sehr grün, irgendwie erdig. Und schmeckt tatsächlich frisch und lecker. Ein besonderes Frühlingserlebnis ist es allemal.

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