Isle sur la Sorgue, Oktober 2022

 

Den Wolken-Wertschätzungstag haben wir gerade verpasst. Am 16. September war er: Er will Menschen dazu ermutigen, einige Augenblicke lang die Schönheit des Himmels zu genießen. Denn dort, über unserem Kopf, tut sich ständig etwas! Mal springen Wattebäusche wie fröhliche Schäfchen am Horizont, mal ziehen Zirruswolken leichte Pinselstriche im Wind, mal türmen sich düstere Gewitterwolken drohend auf. Drachen, Engel und seltsame Wesen: Wolken schreiben eine eigene Sprache.

Und keine Wolke wie die andere! Vor allem jetzt, wenn die Luft kalt ist und die Sonne tief steht, bestaune ich die spektakulären Wolkenspiele im Morgenrot. Seit den Kindertagen, als ich das Bilderbuch über die himmlische Weihnachtsbäckerei studierte, weiß ich: Die Engel backen gerade Plätzchen für Weihnachten (und müssen wohl heimlich vorgearbeitet haben angesichts der Angebote in den Supermärkten…).

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Wolkengucken ist eine Möglichkeit, die Welt wieder mit Kinderaugen zu betrachten, sagt Gavin Pretor-Pinney. Der Brite hat 2005 die „Cloud Appreciation Society“, die Gesellschaft zur Wertschätzung der Wolke, gegründet, die auch den Wertschätzungstag initiiert. Auf ihrer Website tauschen 50.000 Mitglieder aus 120 Ländern die schönsten Fotos über die flüchtigen Himmelsgebilde aus, eine echte Augenweide!

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Denn Wolken sind mehr als meteorologische Phänomene aus Wasser- oder Eiskristallen. Sie spielen überall, zu allen Zeiten, in allen Kulturen eine Rolle. Sie beflügeln die Kreativität der Künstler, inspirieren die Fantasie der Denker. Sie laden uns ein, die Seele baumeln zu lassen. Sie waren schon immer ein Symbol der Transzendenz. Gott ist in früheren Darstellungen die Hand, die sich dem Menschen aus den Wolken entgegenstreckt.

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Wolken sind die Poesie der Natur. Oder, wie es keiner schöner sagt als Hermann Hesse: „Sie sind Spiel und Augentrost, sie sind Segen und Gottesgabe, sie sind Zorn und Todesmacht. Sie sind zart, weich und friedlich wie die Seelen von Neugeborenen, sie sind schön, reich und spendend wie gute Engel, sie sind dunkel, unentrinnbar und schonungslos wie die Sendboten des Todes.“ (aus: Peter Camenzind) Um das zu erkennen, muss man einfach mal öfter den Blick vom Handy zum Himmel heben.

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