In der Lustrerie Mathieu in Gargas, Januar 2023

 

Es ist ein Abend voller Glanz und Licht. Unter blinkenden Kristallen unzähliger Kronleuchter strahlen die edelsten Oldtimer und die Augen der staunenden Besucher um die Wette. Kerzenschein erleuchtet die orangefarbenen Werkräume – die Lichter verdoppeln sich in deckenhohen Spiegeln an den Wänden und spiegeln sich in den polierten Karosserien der Sportwagen. Und mittendrin steht Régis Mathieu, der Mensch, der an diesem Ort außergewöhnliche Automobile mit prunkvollen Kronleuchter verbindet. Nicht in Paris, nicht in Marseille - sondern in Gargas. In einem kleinen Dorf in der Provence.

Der Weg von der Hauptstraße zu den Leuchter-Werkhallen der Mathieu Lustrerie ist nicht zu verfehlen: Wir folgen einfach den Rücklichtern vor uns auf der holprigen Landstraße. Auf dem ausgewiesenen Parkplatz ist kein Platz mehr frei, wir parken am Straßenrand hinter einem Porsche Neunelfer. Nicht der einzige, der wild am Straßenrand steht, die Porschefahrer der ganzen Region scheinen sich zu einem Ausflug hierher verabredet zu haben. Schilder leiten die Besucher über das Gelände zu einer ehemaligen Ockerfabrik aus dem 19. Jahrhundert, den Fabrik- und Museumsräumen der Mathieu Lustrerie. In die Dunkelheit hinaus leuchten die riesigen Lampenkreationen, die in den Atelier- und Werkstatthallen hängen, und bescheinen den Kiesweg.

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Bei Kronleuchtern denkt man an Paläste, Schlösser, an Kathedralen. Wie gut sich die glamourösen Lichtkreationen vor Ziegelmauern und unter Holzdecken machen, zeigt Régis Mathieu in seiner Fabrik: Der Designer erfindet die Lüster, inspiriert von historischen Formen, im modernen Design immer wieder neu. Er kombiniert Bronze mit Bergkristall, Porzellan, Silber, Gold, Holz. Seine pompöse Lichtkunst erstrahlt längst in den Boutiquen von Luxushäusern wie Louis Vuitton, Hermès, Chanel und Cartier.

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Der Künstler war 21, als er 1982 in die Fußstapfen seines früh verstorbenen Vaters trat und das geschlossene Lichtkunst-Unternehmen wieder neu belebte. Kronleuchter sind seine Passion. Er versteht sich dabei selbst als Handwerker, als Unternehmer, Goldschmied, Experte, Sammler, Designer und Philanthrop – als ein unklassifizierbares Phänomen. Er ist auch Erfinder und entwickelte eine LED-Birne, deren Licht von einer Kerzenflamme kaum zu unterscheiden ist. Seine Sammlung historischer Lüster umfasst über 1000 Exemplare aus der Zeit des 15. Jahrhunderts bis zur Moderne. Sein Museum, in dem er eine Auswahl davon präsentiert, ist mit rund 120 000 Besuchern im Jahr längst ein besonderes Ausflugsziel in der Provence.

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Als Restaurator historischer Leuchter hat sich der Provenzale mit seinem Team ebenfalls weltweit einen Namen gemacht. Originalgetreue Nachbauten aus Gargas hängen zum Beispiel im Schloss Versailles, in der Opéra de Monte-Carlo, in der Pariser Oper. Das Unternehmen Mathieu Lustrerie betreibt inzwischen Geschäfte in New York und Indien, Werkstätten in Russland, Indien und China sowie eine Galerie in Paris.

Neben den Kronleuchtern gibt es eben jene andere große Leidenschaft im Leben von Régis Mathieu: Der Franzose liebt alte Autos. Vor allem den VW Käfer und den Porsche. Seinen ersten Käfer kaufte er sich mit 17, seinen ersten Porsche mit 19, einen 356 C. Seither betätigt er sich auf diesem Feld ebenfalls als erfolgreicher Sammler. Um die 20 besondere Oldtimer nennt er bis heute sein eigen.

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Um beide Leidenschaften zu verbinden, lädt er seit 2010 über den Jahreswechsel zu besonderen Abendausstellungen in seine Fabrikräume ein. In diesem Jahr verbindet er dies mit der Erweiterung seines Werkgeländes. Und weil der Porsche 911 im Jahr 2023 60 Jahre alt wird, stellt Mathieu in der aktuellen Winterausstellung 40 seltene und ikonische Porsche in das Licht von 40 außergewöhnlichen Lichtobjekten. Nicht seine eigenen Sammlerstücke, das nicht – doch Mathieu ist mit anderen Sammlern gut vernetzt und weiß, wen er fragen kann, um jede Epoche der Porsche-Geschichte mit einem Exemplar zu bestücken.

So tummeln sich unter großen und großartigen Kronleuchtern spektakuläre Raritäten aus Zuffenhausen, die das Herz so manchen Besuchers höherschlagen lassen. Selbst als Sportwagen-Banause steht man doch einigermaßen beeindruckt vor den glänzenden Karosserien seltener Modelle wie die eines Porsche 904 Carrera von 1964, eines 356er Speedster und eines 718 RSK. Darüber ergießt sich zum Beispiel das Licht aus einem Leuchter, dessen Lichtkörper-Arme sich wie Palmwedel ausbreiten. Und während die einen eher den Sportwagen bewundern, bestaunen die anderen doch eher den Lüster darüber… Über den Wert der versammelten Prunkstücke insgesamt mag man gar nicht nachdenken.

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Der Herr des Hauses ist ebenfalls dicht umlagert. Man merkt ihm an, dass es eine Freude daran hat, seine Leidenschaften mit Publikum zu frönen. Die Öffentlichkeit ist herzlich eingeladen, der Eintritt zu dieser Ausstellung ist frei. Damit jeder sieht: Lichtkunstwerke und Automobilkunst – zwei verschiedene Luxuswelten harmonisieren, künstlerisch inszeniert, vortrefflich miteinander. Die Verbindung zwischen Oldtimern und Kronleuchtern? Beide sind für den großen Sammler Geschichtsbücher, die viel zu erzählen haben. Und wie sagt Régis Mathieu in einem Interview? „Schönes ist nur wertvoll, wenn es geteilt wird.“

Lumières sur 60 ans de Porsche 911, Ausstellung in der Lustrerie Mathieu - 432, route de Croagnes, 84400 Gargas, bis zum 22. Januar täglich 17-21 Uhr geöffnet, Eintritt frei

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