Puyricard, Ende August 2023

 

Wenn man ein Sommerkind ist, bekommt man zum Geburtstag Sommergeschenke. In diesem Jahr war ein Gutschein für einen Lavendelseifen-Workshop in Aix-en-Provence dabei. Lavendelseifen selber gestalten, wie schön! Mal was ganz anderes. Leider war jedoch die Hitze dieses Sommers so ermattend, dass wir selbst etwas lahm wurden. Und so kamen wir nun ein paar Tage zu spät zu unserem Workshop: Der Lavendel auf dem Landgut Ugo war schon am 22. August abgeerntet worden. Nicht lilablau, sondern struppig-grün präsentierten sich die Reihen der Büsche, die sich auf der Plantage bis zum Horizont hinzogen. Es fehlte ein bisschen das romantische Lavendelpanorama, dafür lag ein betörender Lavendelduft in der Luft. Und auch sonst ist das Landgut Ugo, in Puyricard rund fünf Kilometer vor den Toren von Aix-en-Provence gelegen, ein wunderschöner Ort.

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Wie stellt man Seife her? Am Vorabend unseres Ausflugs stöberte ich im Internet und las etwas von Natronlauge und von nötigen Sicherheitsvorkehrungen, von Atemschutz, Schutzbrille und Handschuhen. Das klang nicht unbedingt nach einer fröhlich-unbeschwerten Veranstaltung. Weshalb ich eigentlich erst einmal erleichtert war, dass dieser Teil der Herstellung im Seifenatelier von Ugo schon vorweggenommen wird. Denn, wie uns das junge Mädchen, das unsere Einführung übernahm, erklärt: Die Seifenmasse, die aus Natron, Kokosöl und Wasser gefertigt wird, braucht 48 Stunden Trockenzeit. Das bleibt einem bei diesem Workshop erspart. Die biologisch hergestellte Grundmasse wird von Ugo zugekauft. Und so geht es in diesem Seifenworkschop eher darum, der Seife den letzten Schliff geben.

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Was blieb also noch zu tun? Die kleinen Seifenstückchen der Rohmasse durften wir mit Lavendelblüten und einem Tropfen Lavandin vermischen. Diese Masse kommt in eine Maschine, die alles unter hohen Temperaturen zu einem festen Seifenblock verklumpt, sozusagen. Boudineuse heißt das Gerät, erklärt unsere fröhliche Anleiterin. Die plötzlich stutzt, als sie uns untereinander deutsch sprechen hört: „Ach, Sie sind Deutsche? Ich auch!“ Sie stellt sich als Anna aus Erfurt vor, Romanistikstudentin, die auf dem Landgut Ugo ein Arbeitspraktikum absolviert, um ihr Französisch zu verbessern. Dabei spricht sie schon so gut, dass wir den deutschen Einschlag erst gar nicht gehört hatten.

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Auf Deutsch geht es dann weiter. Wir sitzen am Werktisch, vor uns allerlei Werkzeug, lange Metallstäbe und Stempel mit verschiedenen Motiven. Ein bisschen fühle ich mich in meine Kindergartenzeit zurückversetzt, vor mir ein Klumpen Knetgummi, aus dem ich etwas Schönes gestalten soll. Mein inneres Kind kommt sozusagen bei dieser Veranstaltung voll auf seine Kosten! Und dabei erzählt uns Anna ein bisschen von „Terre Ugo“.

Das Familienunternehmen, benannt nach dem Großvater Ugo, ist auf den biologischen Anbau von Lavandin spezialisiert. Die Plantage erstreckt sich über drei Hektar und zählt fast 30 000 Lavandinstöcke. Denn der echte, teure und heilkräftige Lavendel wächst in den Bergen der Provence ab einer Höhe von 600 Meter. Die meisten lilafarbenen Lavendelfelder bestehen dagegen aus dem wesentlich ertragreicheren Lavandin, der vor allem in der Kosmetik- und Parfumindustrie zum Einsatz kommt. Lavandin riecht längst nicht so rein und fein wie Lavendel, eher kampferartig, und gerade deshalb wird er auch von den Schafen verschmäht, die auf der der Ugo-Plantage für die Unkrautbekämpfung zuständig sind und die Unkrauthalme zwischen den Lavandinstöcken ausrupfen.

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Der Workshop ist kein Gruppenevent und gestaltet sich relativ individuell. Unsere Seifenstücke sind schnell fertig. Mit Stempeln hämmern wir lustige Motive auf die Handstücke - Herzchen, Bienen oder Zikaden -, danach dürfen wir sie mit Folie und Bändern als Geschenk verpacken. Am Nachbartisch ist eine englischsprachige Familie mit Kindern vielleicht noch ein bisschen kreativer als wir, mit den Edelstahlhaken und -kratzern, die nach einem Zahnarztbesteck aussehen, ritzen sie ihre eigenen Botschaften in ihre Seifenstücke.#

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„Sie gehen mit 200 g Seife und wunderbaren Erinnerungen nach Hause“, lautete das Versprechen von Ugo zu dieser Veranstaltung. Aber was ist schon wunderbar?! Es war jedenfalls eine lustige, eigenwillige Veranstaltung. Nach einem Rundgang über das weite Gelände, vorbei am Bouleplatz und Sonnendecks, brechen wir wieder auf, und weil wir noch viel Zeit ist, machen wir eine kleine Stippvisite im nahegelegene Weingut Château La Coste, das für seinen großen Skulpturenpark bekannt ist. Aber den Spaziergang dort verschieben wir auch auf einen weniger heißen Tag … und das wird dann eine ganz andere Geschichte.

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