Im Supermarkt in Cavaillon, Februar 2022

 

Immer mehr Discounter testen neue Einkaufskonzepte. An SB-Kassen, an denen Kunden ihre Waren selbst einscannen, hat man sich schon gewöhnt. Doch inzwischen gibt es weitere Self-Scanning-Programme, bei denen die Käufer die Produkte direkt aus dem Regal heraus scannen und verstauen. Im Auchan in Cavaillon gibt es seit neuestem so ein Scan-to-Go-System.

Voraussetzung ist allerdings, dass der Kunde eine Auchan-Kundenkarte besitzt. Wir haben eine, und deshalb wollen wir dieses neue Einkaufserlebnis zum ersten Mal testen. Die Kundenkarte wird gleich am Eingang durch ein Kartengerät gezogen – und schon leuchtet eines der Scannergeräte, die aufgereiht in Halterungen an der Wand hängen, auf. Nummer 37 - das ist jetzt unser Einkaufsbegleiter. Wir stellen ihn in die Vorrichtung an unserem Einkaufswagen – und los geht es.

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Das System ist eigentlich ganz einfach: Alle Artikel, die wir aus den Regalen nehmen, scannen wir ein und legen sie dann direkt in unsere Tragetaschen. Auf dem Display im Handscanner erscheint das jeweilige Produkt, die Preise werden gleich addiert. Man muss sein Budget also nicht mehr im Kopf überschlagen und weiß, was einen an der Kasse erwartet. Gleich am ersten Kühlregal nehmen wir zwei Packungen frische Ravioli heraus. Wo ist der Barcode? Wir drehen die Packungen, drücken die Scannertaste – und ein grünes Licht leuchtet auf. Es funktioniert. Unser erster Einkauf ist gebongt.

Mit jedem Gang durch den Supermarkt werden wir sicherer. In der Gemüseabteilung lernen wir, wie Einkäufe annulliert werden können. Statt glatter Petersilie haben wir die krause gescannt. Der Preis ist allerdings der gleiche. Macht das nun einen Unterschied? Wir wollen bei diesem Einkauf jedoch alles richtigmachen und drücken auf das Papierkorb-Zeichen, aber nichts passiert. Erst nach einigem Experimentieren klappt es: Man muss den Papierkorb einfach gedrückt halten und die falsche Ware noch einmal scannen.

Ja, das macht Spaß. Und darum geht es: Der Gang in den Supermarkt soll für die Menschen wieder zu einem positiven Erlebnis werden. Denn mit dem Einkauf im Discounter assoziieren die meisten nerviges Ein- und Ausräumen und lange Warteschlangen an den Kassen. Allerdings: Man muss sich konzentrieren. Zu sehr ist man daran gewöhnt, die Waren gedankenlos in den Korb zu legen. Das wäre dann Diebstahl. Und die Versuchung scheint groß zu sein: Die ersten Erfahrungen mit Scan-to-Go in verschiedenen Ländern zeigen, dass die Ladendiebstähle zugenommen haben. Die Leute legen Waren in den Korb und scannen dann bewusst einen anderen Preis. Oder vergessen das Scannen gleich ganz.

Um das zu verhindern, wird nach dem Zufallsprinzip kontrolliert. Aber für unseren Wagen interessiert sich heute niemand. Wir rollen an den normalen Kassen vorbei, an denen die Kunden ihre Waren aufs Band legen, und stellen uns in die Schlange an den SB-Kassen. Die freundliche Verkäuferin nimmt uns das Scangerät ab, hängt es in eine Wandhalterung und weist uns eine leere Kasse zu. Wie denn das neue System so ankomme, frage ich. Na, Sie sehen doch, was hier schon los ist, sagt sie. An der Kasse halten wir unsere Kundenkarte an das Lesegerät, und schon erscheint unser Einkauf auf dem Bildschirm. Nur noch bezahlen, schon sind wir draußen. Das ging wirklich schneller.

Auf wen allerdings der strenge Blick der Kontrolle fällt, der hat wohl weniger Glück: Entweder testen die Verkäufer stichprobenmäßig, ob die jeweiligen Waren richtig eingescannt wurden, oder aber der Einkauf wird komplett überprüft. Wer dann seinen ganzen Wochenendeinkauf wieder auspacken muss, hätte sich im Nachhinein wohl doch lieber an das ganz normale Kassenband gestellt.

Und dann lese ich in der Zeitung eine ganz andere Nachricht, die so gar nicht in diese schnelle, digitale und kommunikationsarme Einkaufswelt passen will: Seit Mitte Januar testet das größte französische Großhandelsunternehmen Carrefour in 150 Märkten übers ganze Land verteilt besondere Kassen. Kunden können sich dort für eine so genannte „Blabla-Kasse“ (blablacaisse) entscheiden. Die Idee dabei: Die Kunden sollen ganz bewusst die Gelegenheit für einen kleinen Schnack mit der Kassiererin erhalten. Und die Verkäufer und Verkäuferinnen geben ihnen alle Zeit, die sie brauchen, um im hektischen Einkaufsrummel ein wenig zu plaudern. An der Blabla-Kasse ist das Gespräch erwünscht, Drängler werden an andere Kassen verwiesen.

Erfunden wurde dieses gesprächstherapeutische Angebot in den Niederlanden. Dort hat der Supermarktriese Jumbo bereits vor zwei Jahren in ersten Märkten „Kletskassen“ – Plapperkassen – eingerichtet, die sich vor allem an einsame ältere Menschen richten, für die der tägliche Einkauf vielleicht die einzige Möglichkeit bietet, außerhalb der eigenen vier Wände mit anderen Menschen ins Gespräch zu kommen. Wie früher im Tante-Emma-Laden können sie nun beim Bezahlen ein wenig übers Wetter plaudern oder das, was ihnen auf der Seele liegt, loswerden. Das Angebot, so zeigt sich bei Jumbo, wird aber nicht nur von Senioren, sondern von Menschen aller Alterskassen zunehmend genutzt.

In den französischen Carrefours sind die ersten Rückmeldungen ebenfalls positiv. Nicht nur bei den Kunden: Bei den Kassierern, so ist zu hören, ist der Dienst an der Blabla-Kasse offensichtlich besonders beliebt.

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