Courthézon, Juli 2025

 

Es regt sich nichts, kein Tierchen huscht, kein Vogel flattert hoch. Nur die Schilfrohre wiegen sich im Wind. So viel Grün, bis zum Horizont. Es glitzert nicht zwischen den Halmen – der Salzsee, der hier eigentlich sein soll, ist im Sommer ausgetrocknet. Und dennoch ist der Étang Salé de Courthézon eine wunderbare Oase der Stille, Ruhe, Schönheit inmitten der weiten Natur.

Inmitten von Weinbergen! Denn hier, zwischen Courthézon und Châteauneuf-du-Pape, wachsen die Reben für die berühmten Weine, für die das südliche Rhônetal bekannt ist. In dieser Landschaft gibt es eine natürliche Senke, in der im Mittelalter eine Salzquelle sprudelte. Die Quelle ist zwar längst versiegt, aber der Name ist geblieben und steht heute für eine einmalige Sumpflandschaft, die seit 2013 als Biotop unter Schutz steht.

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Von der Landstraße folgt man den Schildern über kleine Straßen bis hin zu einem Parkplatz. Von dort aus führt ein Holzsteg durch das wogende Grün. Die Sonne scheint, Libellen schwirren durch die Luft. Und kein Mensch weit und breit.

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Zwerg-Holunder blüht am Wegesrand. Am Ende des Holzstegs, der tief in das Schilf hineinragt, steht eine Holzhütte mit schmalen Schlitzen, von wo aus man die Seelandschaft beobachten kann. Ein Fernglas wäre jetzt hilfreich gewesen!

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An der Wand hängen Infotafeln mit den Fotos der Vögel, die man, wenn man Glück hat, jetzt sehen könnte. Die Zwergdommel zum Beispiel, der kleinste Reiher Europas, die Rohrweihe mit ihrem roten Schwanz oder die Rohrsänger sind hier beheimatet. Blässhühner, Eisvögel, Silberreiher, Drosselrohrsänger und Sumpfschnepfen scheinen sich im Binsenkraut, zwischen Rohrkolben, Schilf und Wasserwegerich wohl zu fühlen. „Stille, Geduld und Aufmerksamkeit sind die besten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Beobachtung von Sumpfvögeln“, steht über den Infotafeln. Daran hat es bei uns nicht gelegen. An der freien Wand hat jemand ein großes Herz mit einem Pfeil gemalt.

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Wie still ist es! Das Rascheln der Schilfgräser unterstreicht die absolute Ruhe des Ortes zur Mittagszeit. Die Sonne brennt. Und ich fühle mich seltsamerweise an Sommer in meiner Kindheit erinnert.

Die Welt ist hier, in dieser Einsamkeit, weit weg. Im Mittelalter gehörte die Gegend den Prinzen von Oranien, die es tatsächlich zur Salzgewinnung nutzten. Aber das erwies sich auf Dauer als wenig rentabel, deshalb wurde 1805 ein Netz aus Gräben und Entwässerungskanälen angelegt, um das Oberflächensalz abzuleiten. Das Land wurde landwirtschaftlich genutzt, Futterpflanzen angebaut. Doch im 20. Jahrhundert wurden die Flächen nach und nach aufgegeben.

Im Jahr 2001 stürzte dann der Hauptentwässerungskanal ein, was dazu führte, dass er wieder mit natürlichem Wasser gefüllt wurde. Das Schilf und die damit verbundenen Arten eroberten schnell wieder ihr altes Revier zurück, und so entstand ein einmaliges Feuchtgebiet. Der See füllt sich im Herbst mit Regenwasser und trocknet im Sommer aus, ein idealer Jahreszyklus auch für Amphibien.

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Die benachbarte Gemeinde Courthézon wusste dieses seltene Ökosystems zu schätzen und begann 2010 mit Restaurierungsarbeiten, um die hydrologische und biologische Funktion des Feuchtgebiets zu verbessern. So entstand ein Reservoir der Artenvielfalt für eine ganze Reihe von Tier- und Pflanzenarten. Über 170 Vogelarten machen auf diesem wichtigen Zugvogelgebiet im Rhônetal Rast oder überwintern dort.

Für Besucher wurde ein zwei Kilometer langer Entdeckungspfad rund um den See angelegt. Der Weg führt entlang der Weiden, auf denen weiße Camargue-Pferde grasen. Neugierig kommen sie an den Zaun, schnuppern und lassen sich streicheln. Gleich gegenüber ist auch ein Picknick-Platz eingerichtet.

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Als Vogelbeobachter hatten wir in dieser lauschigen Mittagsstunde kein Glück. Vielleicht muss man frühmorgens einmal wiederkommen oder zum Sonnenuntergang. Denn der Étang Salé de Courthézon ist mehr als ein Abstecher wert! Allein die Magie des Ortes hat uns mit einem so großen Gefühl der Andacht und des Friedens erfüllt. Und in unserer Phantasie haben wir es überall huschen gesehen. Wir haben sie alle gesehen, die Reiher, Rohrsänger!

Anfahrt: Von Courthézon aus folgt man der D92 in Richtung Châteauneuf-du-Pape. Der Étang Salé ist auf der linken Seite ausgeschildert (drei Kilometer von Courthézon entfernt). Der Zugang ist barrierefrei.

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