Ein Waldspaziergang bei Bonnieux, März 2019

 

In alten Kulturen wurden Zedern als heilige Bäume verehrt. Die immergrünen Kieferngewächse wachsen in Nordafrika, im Nahen Osten und im Himalaya. Denn Zedern mögen heiße Sommer und überstehen gut Trockenzeiten. Aber auch in der Provence kann man unter den majästetischen Baumriesen wandern. Denn einer der größten Zedernwälder Europas befindet sich im Luberon.

Hinter Bonnieux windet sich die schmale Bergstraße in Richtung Lourmarin über den Kleinen Luberon. Nach rund eineinhalb Kilometer zweigt ein kleiner Weg nach rechts ab und steigt steil bergan. Von dort oben hat man einen unglaublichen Blick über die Weiten und Berge der Provence, bei klarer Sicht sind sogar die schneebedeckten Gipfel der Alpen zu sehen.

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 Im Forêt des Cèdres ist es kühl. Gerade deshalb, warnen manche Reiseführer, treten sich Urlauber, die Schatten suchen, dort im Sommer schon mal auf die Füße. Doch an diesem Frühlingstag stehen nur wenige Autos auf dem Parkplatz. Das Areal wurde in den vergangenen Jahren für Besucher besonders hergerichtet. Drei Wanderwege führen durch den rund 250 Hektar große Wald. Ein Rundweg wurde extra für Rollstuhlfahrer und Kinderwagen befestigt. Und auf einem Naturlehrpfad lernen die Gäste des Waldes zudem die Pflanzen und die Arbeit der Förster näher kennen.

Die ersten Zedern hat vor mehr als 150 Jahren, um 1860, der Förster François Tichadou auf dem 600 Meter hohen Plateau gepflanzt. Die Setzlinge und Samen stammten aus dem Atlasgebirge in Algerien. Tichadou war überzeugt, dass die Baumriesen, die schon mal 50 Meter hoch wachsen, auch in Südfrankreich ein ideales Klima finden. Tatsächlich scheinen sie sich in der Provence wohl zu fühlen. Als 1952 ein Waldbrand große Teile der Buschvegetation auf dem Luberon vernichtete, widerstanden viele Zedern dem Feuer und breiteten sich danach sogar noch weiter aus. Was einen Spaziergang im Forêt des Cèdres zu einem besonders sinnlichen Erlebnis macht, ist das Waldklima. Denn das Holz der Nadelbäume duftet aromatisch. Aber auch der Buchsbaum, der neben Rosmarin und Thymian viele der Wege säumt, verströmt einen scharfen Geruch. Es ist ein Vergnügen, über den erdig-warmen Waldboden zu laufen. Dann wieder wird der Boden steinig. Unerwartet lichtet sich der Wald und öffnet den Blick über die Südhänge des Luberon und über das Durance-Tal. Ganz weit hinten glitzert es: Die Sonne spiegelt sich in der Wasserfläche des Etang de Berre, der Meeresbucht nordöstlich von Marseille. Was für ein berauschender Anblick!

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 Fast zwei Stunden sind wir den rot markierten Wanderweg entlanggelaufen, ohne jemanden zu begegnen. In die Stille des Waldes hinein zwitschern die ersten aufgeregten Vögel des Frühlings. Manchmal ist die Erde neben den Wegen aufgewühlt. Nicht nur Rotwild, auch Wildschweine fühlen sich unter den Zedern wohl. Doch plötzlich schimmert es rot zwischen den Bäumen, Geräusche werden lauter. Tiere? Nein. Aber damit hätten wir auch nicht gerechnet: Ein Fotomodell im roten Kostüm posiert vor einer kleinen Crew mit Kameras und Fotoleuchten. Der Zedernwald ist längst kein Geheimtipp mehr.

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